Organisatorisches

FÜR SIMON 14.03.2024

 

AUGE IN AUGE DER TRENNUNG ENTGEGEN.

DIE NADEL SITZT. ENTWEICHENDES LEBEN

SUCHT LIEBEND MEINEN FESTEN BLICK.

VON NUN AN GEHT KEIN WEG ZURÜCK.

KOPF AN KOPF ATMEN WIR STERBEN.

IM GLEICHKLANG. IM FRIEDEN. IM STÄRKER WERDEN.

WIR HABEN ENTSCHIEDEN UND SO GESCHIEHT,

WAS NUN ALLEIN DIE SEELE SIEHT.

ICH BLEIBE NICHT

IM SCHÖPFUNGSLICHT.

ES STRAHLT DEIN UNENDLICHES SEIN

IN´S ALL UND IN MEIN HERZ HINEIN.

BE – SEELT ZURÜCK

BIN ICH IM GLÜCK.

Deine Schwester aus der Ewigkeit in die Ewigkeit          (Claudia Maria Struwe)

Simon. Mein Bruder. Der erste Blick in deine Augen veränderte meine Welt!

Gefährte, Begleiter, Wegweiser, Weltenöffner, Mitarbeiter, Heiler, Psychologe, Sozialarbeiter. Simon. Der Hund an meiner Seite. Rumänischer Kämpfer auf drei Beinen, Wald-“Besitzer“, Revierverwalter, Ordnungshüter, Bandenchef, Rüde-Rüde.

Vierzehn Tage sind es heute her, dass deine Seele den Hund an meiner Seite zum zweiten Mal verlassen hat. “Dieses Mal wird unser gemeinsamer Weg nicht wegen meiner Beine enden.“, gabst du mir im Mai 2023 zu verstehen, als ich weitere Möglichkeiten suchte, dir deine Schmerzen zu nehmen. Alle Optionen schienen ausgeschöpft, sodass dir nur noch der kurze Weg in den Garten blieb, den du eigenbeinig gehen konntest. Ins Haus musste ich dich oft zurücktragen. Immer wieder hast du meine Gedanken unterbrochen, wenn ich dich bat, mir den passenden Moment zu zeigen. “Es geht mir gut, lass mich noch hier.“ Selbstverständlich erfüllte ich dir diese Bitte, zumal ich fühlte, dass du auf etwas wartest, was du mir nicht verrätst. Obwohl das Wissen deines nahenden Todes über uns schwebte, hatten wir noch einige wunderschöne, innige, liebevolle, fröhliche Monate. Die Traurigkeit, die mich von Zeit zu Zeit überkam bei dem Versuch, mir ein Leben ohne dich vorzustellen, wischtest du lächelnd mit einem Schwanzwedeln beiseite. Du ließest es dir nicht einmal nehmen, trotz deiner zunehmenden Schwäche so manchem deiner zwei- und vierbeinigen Freunde bei unserer Arbeit Herz und Augen zu öffnen. Dass du nicht mein einziger Patient warst, störte dich nicht. Verständnisvoll und geduldig teiltest du meine Aufmerksamkeit mit den anderen. Wenn in so manchen Nächten meine Blicke durchs Fenster in der stillen Dunkelheit des Waldes Geborgenheit tankten, drücktest du deinen Rücken an meinen Bauch, nahmst mich mit in deine Atmung und wir glitten gemeinsam in den Schlaf. Auch wenn ich dabei zunehmend den leisten Pfeifton aus deiner Lunge wahrnahm, fühlte ich zusammen mit dir dieses tiefe Vertrauen. Wir waren geliebt, beschützt und geführt.

Doch dann wurde ich vom Leben überrascht. Es stellte nun mich an die Schwelle meiner eigenen körperlichen Existenz. „Ich nehme das mit, wenn ich gehe“, begann unsere Diskussion, nach der du mich glauben ließest, meine Ansage akzeptiert zu haben. In Wahrheit aber hattest du schon den Plan in der Tasche. Dank der Wachsamkeit und Fürsorge meiner Tochter und des schnellstmöglichen Einsatzes meines Arztes konnte ich bald das Ruder meines Lebens und eurer Obhut wieder selbst in die Hand nehmen.

14.März 2024. Du atmetest schwer. Dreißig Atemzüge in der Minute. Mir wurde unbehaglich zumute. Draußen schien die Sonne. Ein einziger Sonnentag, umrahmt von tristen Regentagen, für dich! Langsam und dankbar legtest du dich in dein weiches Bett, das ich dir auf der Terrasse gerichtet hatte. Ich kenne niemanden, der die Sonne so sehr genießen kann, wie du es getan hast. Unsere Augen trafen sich und verweilten ineinander. “Du wirst nicht leiden!“, versprach ich. Einundvierzig Atemzüge. Dein Blick folgte mir, als ich in unser Häuschen ging, um Clara anzurufen. “Mama, es wird Zeit.“, bestätigte mich meine Tochter. “Fährst du mit? Dieses Mal brauche ich dich für den Rückweg.“, bat ich sie. Ungewöhnlicher Weise war das Wartezimmer leer. Ein kurzer Austausch mit der Tierärztin machte den Weg frei für die finale Entscheidung, – für deine Freiheit. Von nun an galt unsere stille Aufmerksamkeit dir allein. Während sie schweigend alle Vorkehrungen traf, wiegte ich dich in meinen Armen, wie ein Baby. Ja, ich musste ein paar tiefe Atemzüge nehmen, um nicht zu weinen. Es ging jetzt nicht um mich. Du brauchst mich stark. Ich bin dein Halt. Das ist das Mindeste, was ich dir zurückgeben kann für elf wundervolle Jahre meines Lebens! Ich bin dein Anker, dein Boden, von dem aus du deinen freien Flug starten wirst. Die erste Nadel mit der Narkose saß und während die Flüssigkeit langsam in dich eindrang, drehtest du, fest in meinen Armen liegend, deinen Kopf so weit nach hinten, wie nur möglich und suchtest mit deinen klaren Augen meinen Blick: “ Geh mit mir mit!“, sprachen sie, “Ich liebe dich unendlich.“ “Ja, mein Bruder, ich gehe mit.“, antwortete die Liebe in mir. Und so begleitete ich dich, meinen Gefährten, Begleiter, Wegweiser, Weltenöffner, Mitarbeiter, Heiler, Psychologen, Sozialarbeiter, den Hund an meiner Seite, den rumänischer Kämpfer auf drei Beinen, Wald-“Besitzer“, Revierverwalter, Ordnungshüter, Bandenchef, Rüden-Rüden bedingungslos und ewig liebend zurück in seine Heimat. An der Schwelle zur Ewigkeit überließ ich dich dem freien Flug ins Über-All, wo wir uns eines Tages wieder finden werden. Ich kehrte zurück in mein Leben zu meinen anderen Wegbegleitern, Gefährten, geliebten Familienmitgliedern. Du wirst nicht mehr zurückkehren. Nicht als Hund, Katze, Vogel, was auch immer. Du bist frei in Ewigkeit und das erfüllt mich mit unendlicher Freude. Ich bin um einen Hund ärmer und um so viel Unaussprechliches, Grenzenloses reicher. Deine drei Mädels und auch ich, wir werden Zeit brauchen, um uns neu zu strukturieren. Doch wir sind auf einem guten Weg. Immerhin sind wir gut begleitet von einer fachkompetenten Seele aus dem Himmelreich.

Simon. Mein Bruder. Der letzte Blick in deine Augen veränderte meine Welt.

 

Deine dich ewig liebende Schwester   (Claudia Maria Struwe)

 

Hallo Ihr Lieben,

so gerne würde ich jetzt die Stimmung hier um mich herum einfach mal zu euch transportieren. Ich höre das Knabbern und fröhliche Treiben der beiden langohrigen Nimmersatts im Nebenzimmer, fühle Maiinas Wärme an meinem Oberschenkel, die für diese Nähe gerne in Kauf nimmt, dass der Laptop zum Teil auf ihrem Kopf liegt, Simons Kopf auf meinen Füßen, Hannah, Julchen, Max, Carlos, PollyPoppins ….alle kuschelig  verteilt auf gemütlichen Schlafplätzen, genießen die gemeinsame Ruhe und liebevolle Nähe. Auch die anderen Seelen sind mit dabei, die ihren Körper bereits verlassen haben. Ein spannendes Jahr neigt sich dem Ende zu, das mich zu vielen Entscheidungen herausforderte. Ich bin aus tiefstem Herzen dankbar, dass ich in der Lage bin, mit meinen Tieren zusammen diese Entscheidungen zu treffen. Dankbar bin ich auch, dass ich mein Leben so leben kann, dass ich immer wieder erfüllt werde mit dem Bewusstsein, geführt, geliebt und getragen zu sein. In den Himmeln genauso zu Hause sein zu dürfen, wie auf Mutter Erde mit ihrer klaren, manchmal unbequemen Natur und den Menschen, die sie trägt, birgt für mich unendlichen Reichtum. Dankbar bin ich auch gerade diesen Menschen, euch, die sich und / oder Ihre Tiere mir und meinen Tieren anvertrauen, ob über die Ferne am Telefon oder bei einem Besuch in meiner geliebten Praxis. Dass auch dieser Wunsch erfüllt wurde, einen Raum zu haben, in dem wir mit meinen und/oder euren Tieren persönlich zusammenfinden, weckt wieder tiefe Dankbarkeit und Freude in mir. Ihr fühlt euch wohl, öffnet eure Herzen und euer Bewusstsein für neue Erfahrungen, nehmt euch Zeit und fahrt weite Strecken – das zeigt mir immer wieder, dass wir auf einem guten Weg sind.

Ihr macht es mir leicht, anzunehmen, was das Leben schenkt, auch wenn der Wert dessen, was geschieht, nicht immer gleich als Geschenk zu erkennen ist. Manchmal ist dieser sehr versteckt, wie die vergangenen Jahre zeigten. Manchmal aber ist er nicht zu übersehen. So zum Beispiel öffnete sich mir die Welt der Kinder aus der Perspektive der Großmutter Anfang dieses Jahres zum zweiten Mal – ein interessanter Blickwinkel, den ich nicht mehr missen möchte! So erfährt mein Bewusstsein durch das pure Leben immer wieder neue Welten, die Liebe, Vertrauen, Fürsorge und verschiedene Arten von Verantwortung in einem selbstverständlichen Sein mit Allem, was ist, vereinen.

Alles, was ich erlebe, was mich trägt, was mich froh macht, glücklich und frei, gebe ich mit Freude an euch, eure Tiere und eure Kinder weiter. So dürft ihr euch mit mir freuen auf die Fortsetzung weiterer Gespräche, Workshops, Vorträge, Seminare oder offener Treffen. Ein lebendiges Programm wurde geboren aus der Liebe der Himmel und der Erde, die wir heute, am 24.12.2024 als Weih-Nacht feiern.

In diesem Sinne wünsche ich euch ein gesegnetes Fest mit liebevollen Tagen danach, die euch voller Freude in das kommende Jahr tragen mögen.

Herzlichst, eure Claudia M. Struwe mit ihrem gesamten Team im Haus und ums Haus herum

Maiina – vollwertig anerkanntes Rudelmitglied

Achtundzwanzig Jahreszeitenwechsel hast du hier bei uns schon erlebt und immer wieder sind sie eine Herausforderung für dich. Langsam kannst du es besser nehmen, dass die Umgebung sich anders anhört, die Vogelstimmen sich verändern, die Erde unter deinen Füßen ihre Temperatur abkühlt und, wie jetzt gerade, nasse, schlabberige Blätter schmatzende Geräusche erzeugen, bevor sie an deinen Füßen kleben bleiben. Dass sie ihre Farben verändert haben, kannst du nicht sehen, denn vor 10 Jahren wurdest du ohne Augenlicht geboren.

Das erste, was du mich hast wissen lassen, kurz nach deinem Einzug bei uns war, dass du im Leib deiner Mama neben einem toten Brüderchen gelegen hast, nach dem du dich noch viele Jahre lang sehntest. Wie gut, dass dein ebenfalls blinder Halbbruder Jack schon bei uns war, als du hier ankamst. Eure enge Beziehung wurde bis heute auch nicht durch seinen frühen Tod gestört. Nachdem Jack gegangen war, konntest du mir zeigen, dass dein Vater gleich nach der Zeugung von deiner Mutter gerissen und erschlagen worden war. Dem Himmel sei Dank, dass du mit deinen Geschwistern zwei Wochen nach eurer Geburt in einem Karton vor einer griechischen Tierarztpraxis ausgesetzt wurdest. Denn du lebst. Ja, dein Leben war, ist und bleibt immer noch und immer wieder eine Herausforderung, weil die Lebensphasen, in denen sich die Nervenfasern deines Gehirnes ausbildeten, von Todesangst, Verlusten und Mangel geprägt waren. So ist es dir oft nicht spontan möglich, selbstständig Lösungen für unbekannte, dich ängstigende Situationen zu finden, außer die Angst aus dir herauszuschreien. Oh ja, sogar deine Schwester hast du angeschrien, als du nachts um 12h zu uns gebracht wurdest. Er musste heraus, der Schmerz deiner Einsamkeit, nachdem ich dir Hannah genommen hatte. Der Tierschutzverein, der euch vermittelte meinte damals, es sei besser, sie lassen erst die Ruhigere zu uns kommen. Als Hannah allerdings eingezogen war, war ich mir sicher, sie hatten euch verwechselt. Es konnte unmöglich sein, dass sie die Ruhigere sein sollte! Ein Jahr später nahm ich alles zurück und behauptete das Gegenteil, denn dann warst du da.

Seit dem ersten Tag mit dir kenne ich das Gefühl, vom Himmel durch die Hölle zu reisen, um mit den Füßen dann wieder auf der Erde zu landen. Abgesehen von deiner Todessehnsucht und den entsprechenden Suizidversuchen, durch die du deinen Brüdern und deinem Papa näherkommen wolltest, – mit so viel Katastrophen kreierender Kreativität muss man umgehen können! Das konnte und kann ich. Denn dass wir Beide uns gefunden haben, hat einen guten Grund. Wie auch immer, der Weg, den wir alle miteinander gehen, hat uns zusammengeschweißt. Wir lernen einander, entwickeln uns gemeinsam und, das Wichtigste von allem, unser Leben ist voller Freude und gelebter Liebe! Und nun, in unserem siebten gemeinsamen Jahr geschehen wieder neue Wunder. Du findest ab und zu andere Lösungen, als zu kreischen. Du kannst dich manchmal weich und ratlos zeigen und meine Hilfe und Führung annehmen.  Nicht immer – und ich hüte mich davor irgendetwas von dir zu erwarten. Ich liebe dich weiterhin genau so, wie du bist, auch wenn mir das in der Menschenwelt mehr Feinde als Freunde beschert. Durch dein Sein forderst du kompromisslose Authentizität, mentale Stärke und Wachsamkeit und bedingungsloses Lieben. Ich bin dir zutiefst dankbar für die Einblicke, die du mir gewährst in dein Herz, deine Seele, dein Gehirn, dein gesamtes Erleben und Denken, dein tiefes Fühlen von Angst und Liebe. Dein Gehirn kann wichtige Lernleistungen nicht erfüllen. Das ist richtig. Aber auch du lässt mich hautnah miterleben, dass Erfahrungen, die deine Seele über viele Leben gemacht hat, mit jeder Öffnung deines Herzens in dein aktuelles Leben einfließen und somit auch in meines.

Alle Tiere, die mit mir leben, tragen dazu bei, dass wir anderen Tieren zur Seite stehen können; jedes auf seine ganz besondere Weise. So hast auch du mir einen Schlüssel in die Hand geschmiedet, den ich mit Freude weitergebe.

Danke, Maiina, mein Mädchen. Ich liebe dich.

Halb acht am Morgen. Simon und ich verlassen das Haus, die beiden Mädels wissen Bescheid. Sie wollten noch nicht in den Garten, macht nichts, ich bin ja gleich wieder da. So war es ausgemacht. Und so kam es nicht.

Simon’s Zähne brauchten Großputz. Geplant war, der Bub darf um acht in der Tierarztpraxis schlafen, sein Gebiss wird saniert und 11.30h hole ich ihn ab. Er war von mir detailliert vorbereitet auf Wartezimmer, Rasur und das ganze Prozedere, sodass er munter in den Behandlungsraum hüpfte, sich noch bereitwillig auf die Waage stellte und sein „Bett“ auf dem Behandlungstisch mit der weichen Wärmematte bezog. Dass aber heute seine Rollvenen ganz in ihrem Element waren, stand nicht auf dem Plan. Das Tierarztehepaar arbeitete präzise Hand in Hand miteinander, mit Simon und mit mir – doch es half nichts. Nach vergeblichen Versuchen an seinem Vorderbein waren die Hinterbeine dran, deren Venen sich aber ebenfalls konsequent weigerten. Personenwechsel. Nochmal das Vorderbein. Kaum war es gestaut, schwappte von Simon eine Welle zu mir rüber: „Gleich werde ich richtig sauer! ACHTUNG! ICH HABE NUR DIESES EINE VORDERBEIN!!!!!! Ich kam gar nicht dazu, zu Ende zu dolmetschen, hat er es selbst deutlich ausgesprochen. „Simon, ja, wir lassen das.“, war die Entscheidung. Zack, alles weg vom Bein. „Wir machen erst Poponarkose und dann weiter.“, entschied die Tierärztin. Während ich Simon in meinen Armen wiegend und singend beruhigte, schob sie ihm die Spritze in den Hintern und wartete, bis er bei mir eingeschlafen war.

„Tschüss, Frau Struwe, bis halb zehn.“ Halb zehn also. ‚OK. Heimfahren, die Mädels füttern und in den Garten lassen? Reicht zeitlich nicht. Ich bin ja froh, wenn ich den Buben gleich wieder bei mir habe.’, überlegte es in meinem Kopf. Als dann meine Tochter anrief, weil sie ihren Hund in meinem Garten springen lassen wollte, bat ich sie, die Mädels rauszulassen. „Mama, die standen vorm Haus und wollten einfach nur wieder rein. Da läuft ja gar nichts ohne dich.“ Wie ich meine Bande kenne, waren sie genauso bei Simon eingeloggt, wie ich. Diese Zusammenarbeit hat Maïna schon das Leben gerettet, aber das ist eine andere Geschichte. Auf jeden Fall haben sie Übung darin. So überraschte es mich auch nicht, als ich mit dem noch stark schwankenden Simon nach Hause kam und er ungewöhnlicher Weise von allen drei Katzen und den Mädels mit liebevoller Stille und achtsamer Distanz begrüßt wurde. Hannah, die Krankenschwester, streckte ihren Hals so lang wie nur möglich, um ihn zu checken, dann verkroch sie sich in ihrer Box und ging in die Tiefe. So hatte jeder hier seine eigene Art, den ziemlich malträtierten Buben zu unterstützen, dem das Blut noch aus dem Maul tropfte. Doch das konnte er geduldig ertragen, denn darauf war er vorbereitet. Gut, dass ich mir frei genommen hatte, so konnte ich bei ihm sein und ihn behandeln. Als es ihm besser ging, meldete Hannah entschieden eigene Bedürfnisse an, es war jetzt endlich Zeit für eine Hunderunde. Dass sowohl sie, als auch ihre Schwester auf halber Strecke wie auf Kommando umdrehten, wunderte mich dann schon. Zuerst schrieb ich das ihrem Hunger zu. Später wurde mir klar, dass ein einsamer Simon sie von seiner Box aus zurück geholt hatte – mit mir im Schlepptau!

Zufrieden und gemeinsam verbringen wir nun den Abend, in unserer Mitte ein entspannter Simon,  auch in seiner momentanen Erschöpfung und Schwäche immer noch der „große Bruder“ – gehalten, gefühlt und geliebt von seinen blinden Mädchen.

Was für ein Segen! Was für ein Beispiel für die Menschenwelt!

 

Alles Liebe, eure Claudia M. Struwe und Team

Hallo ihr Lieben,

vor zwei Tagen habe ich etwas für mich sehr Ungewöhnliches getan. Ich postete ein YouTube Video über Tierschutz. Das Ziel des Videos ist ein pelzfreies Europa. Augen- und herzöffnend begaben sich das deutsche Tierschutzbüro und der Meeresbiologe, Tierschützer, Tierfilmer Robert Marc Lehmann gemeinsam auf eine Mission, die sie wohl niemals vergessen werden.

Todesangst, Hoffnungslosigkeit, Hilflosigkeit, innere Leere in Form von Tieren, dazu bestimmt eines Tages den Körper modebewusster Menschen mit Teilen ihres Körpers zu verzieren, sind in dem Video zu sehen; nicht, um Mitleid und Hass zu erwecken, sondern um aufzuklären und die Menschen zu motivieren, daran zu glauben, dass sie etwas ändern können. Was bringt es, wenn jeder vor dem Video in Tränen ausbricht und seine scheinbare Machtlosigkeit durch Hassgefühle auf die Tierquäler und Pelzträger kanalisiert? Nichts? Es bringt weniger, als nichts, denn die Konzentration negativer Gefühle verschlimmert die Situation. Wofür aber ist es dann gut, sich all den Herausforderungen zu stellen, die der Dreh eines solchen Videos mit sich bringt? Was können wir tun? Es gibt nicht viele Petitionen, die ich unterschreibe, aber diese ist eine der wenigen, bei denen ich keine Sekunde nachdenken muss. (Link unten). Was mir an der Öffentlichkeitsarbeit von Robert Marc Lehman besonders gefällt ist, dass er nicht verurteilt. Denn nach eigener Aussage hat er in früheren Zeiten als Meeresbiologe aus Unwissenheit selbst viel „Scheiße gebaut“. Statt Hass zu schüren, klärt er auf, steckt an und verändert!

Aus meiner Sicht gibt es noch eine weitere Möglichkeit, wie wir diesen Tieren beistehen können. Beistehen im wörtlichen Sinn. Vor einigen Jahren rief ich den ´Mentalen Tierschutz´ ins Leben. Seitdem wird er von vielen Menschen, die und deren Tiere ich begleiten darf, nicht nur ab und zu praktiziert, sondern ist ihnen in Fleisch und Blut übergegangen.  Ob es sich dabei um Tiere aus dem Tierschutz oder um überfahrene, angefahrene, anderweitig verletzte oder zu Tode gekommene Wildtiere, etc. handelt, – wir können ihnen mental beistehen. Damit meine ich, bei ihnen stehen, mit ihnen sein – mit unseren Gedanken, mit unseren Herzen und, ganz wichtig, OHNE Mitleid. Ihnen auf UNPERSÖNLICHE Weise Liebe, Sicherheit und Geborgenheit senden über viele Kilometer hinweg. Warum unpersönlich? Naja, wenn wir unsere persönlichen Gefühle in den Kontakt zu einem leidenden Tier hineinlegen, belasten wir es zusätzlich mit unserem eigenen unbearbeiteten Kram. Denn sie empfangen all unsere Gedanken und Gefühle, auch die, derer wir uns nicht bewusst sind. Im Rahmen meiner Seminare habe ich dazu eine Art Anleitung verfasst, die ich euch bei Interesse gerne zusende. Wer tiefer gehen und den Mentalen Tierschutz in Kleingruppen üben möchte, darf sich gerne bei mir melden. Abgesehen von den sogenannten Tierschutztieren haben auch unsere eigenen Tiere einen starken Vorteil davon, wenn wir sie auf diese Weise in der aktuellen Zeit unterstützen.

Zurück zum Video. Die meisten eurer Rückmeldungen beziehen sich voller Mitgefühl auf den halbtoten, sich an seine beiden toten Geschwister kuschelnden Marderhund. Warum wurde nicht er gerettet? Die Motivation der Tier-Rechtler, ihn schweren Herzens dort zu lassen, kenne ich noch nicht. Aber ich habe mich diesem Tier zur Verfügung gestellt, sodass ich seine Gefühle, Gedanken, etc. an mir selbst erfahren kann. Dadurch kann ich euch sagen, es war gut, dass er bei seinen Geschwistern bleiben konnte. Denn seine Seele ist mit den Seelen der verstorbenen Geschwister verbunden. Die meisten seiner Seelenanteile sind dort, wo ihre Seelen sind. Hätte man ihn mitgenommen, wäre es selbst durch maximale Bemühungen nicht gelungen, seinem Leben ein sinnvolles Dasein zu schenken. Es ist schon oft viel Arbeit, misshandelten Haustieren ihren Sinn zurück zu geben, da auch sie durch erlebte Traumata sich von Teilen ihrer Seele trennen, die man allerdings durch intensive Kommunikation mit ihnen und Coaching ihrer Menschen zur Rückkehr bewegen und ihrem Leben so einen Sinn zurückgeben kann. Ein Marderhund aber, auch wenn er in Gefangenschaft geboren wurde, ist und bleibt ein Wildtier. Die Verbundenheit speziell dieses Tieres mit den Seelen seiner Geschwister sind für ihn mehr Rettung, als die Trennung von ihnen.

Dies am eigenen Leib mitzufühlen, rate ich niemandem, der das nicht professionell praktiziert. Zum einen kann das eigene Gehirn unrealistische Wahrnehmungen projizieren, die man dann fälschlicherweise dem Tier zuschreibt, zum anderen will das Ganze auch verkraftet werden! Mentalen Tierschutz aber kann jeder, der das möchte. Sowohl für aktive Tierschützer, die sich mit hohem körperlichen, zeitlichen, finanziellen Einsatz engagieren, als auch für jene, die das nicht können, ist es ein weiterer Weg, Tiere liebevoll zu begleiten.

Es gibt so viele Möglichkeiten, die innere Liebe zum Strahlen zu bringen, wie Sterne im Universum. Lasst uns nicht nur in der Adventszeit ein Licht in die Dunkelheit bringen. Ob vom Wohnzimmer aus, von unterwegs, ob aktiv, mit einer Unterschrift oder mental oder alles zusammen – wir dürfen und sollten leuchten, denn dafür sind wir hier.

 

In diesem Sinne wünsche ich euch einen schönen zweiten Advent,

 

eure Claudia M. Struwe mit ihren vielen kleinen vierbeinigen Sternchen im Bett, auf dem Sofa, in Winterruhe oder unterwegs im Wald 😉

 

Link zum Video  UNDERCOVER in der Pelzfarm – Mission: EUROPA 2022 | Robert Marc Lehmann – Bing video

Link zur Petition  Startseite – Deutsches Tierschutzbüro e.V. (tierschutzbuero.de)

 

 

 

Hallo ihr Lieben!

Kaum einer, der nicht täglich damit zu tun hat, kann sich vorstellen, welche Auswirkungen eine Veränderung im Familienleben auf unsere Tiere hat. Ob ein Familienmitglied mit hormonellen Veränderungen zu tun hat, ein Berufswechsel stattfand, sich Familienzuwachs zwei- oder vierbeiniger Natur ankündigt, all dies beschäftigt unsere Tiere sehr. Wird die Veränderung nicht benannt, nicht mit ihnen besprochen, kann dies zu Problemen führen. Da verstärkt in letzter Zeit Tiere von zu Hause weglaufen, weil sie eine Situation innerhalb der Familie nicht verkraften, ist es mir ein Anliegen, darauf wieder einmal hinzuweisen.

Hier ein Beispiel aus meiner eigenen Familie: Vor etwas mehr als 2,5 Jahren versammelte ich die im Haus lebende Tierfamilie um mich. „Leute, wir müssen reden.“ Alle spürten, dass etwas Wichtiges in der Luft lag. Hannah blieb sicherheitshalber in ihrer Box, es könnte ja sein, dass sie das, was jetzt kommt, erst einmal in Ruhe verarbeiten möchte. Lotte thronte souverän zuhörbereit auf dem Bett, während Simon sofort an meine Seite hüpfte und Maiina (Beiname „Baby“) legte sich neben mich. Die drei Katzen lauschten aus der Ferne meinen Worten, wohl wissend um die Neuigkeit, neugierig aber, wie die anderen reagieren mögen. Als ich ihnen allen erklärte, dass die Familie bald durch ein Baby meiner Tochter vergrößert werden würde, sprang Maiina erschrocken auf, hüpfte in Hannahs Box und legte sich verwirrt und panisch auf ihre Schwester drauf, die das geduldig ertrug. Ein Baby?? NEIN! SIE sei das Baby hier, kam von ihr bei mir an. Damit hatte ich nicht gerechnet. Doch nachdem ich ihr ausführlich vermittelt hatte, dass das neue Baby eines mit zwei Beinen sein, in der Familie meiner Tochter leben und hier stets gern als Gast gesehen sein wird, konnte sie sich entspannen. Alle anderen reagierten ihrem Charakter entsprechend. Schlussendlich breitete sich nach allgemeinen Fragen und Antworten über Details wieder Frieden aus. Seit diesem Tag war meine Hannah noch mehr verbunden mit dem lebendigen Wesen im Bauch meiner Tochter, was sich während der Geburt deutlich zeigte, obwohl sie 30km entfernt stattfand. Maiina machte sich weiter keine Gedanken, ihr Platz als ´Baby´ in der Familie war ja weiterhin gesichert. Seit der ersten Begegnung mit meinem Enkelkind ist sie sehr behutsam und liebevoll. Hätte ich dieses Gespräch nicht geführt, wäre ihr dies nicht möglich gewesen.

Alle Fellnasen zählen als vollwertige Familienmitglieder, die das Recht haben, Veränderungen im Familiensystem zu erfahren, bzw. die eigene Familie betreffende Entscheidungen mit zu besprechen, sofern möglich. Und wenn nicht möglich, sollte man sich die Zeit und Ruhe nehmen, es ihnen zu erklären oder es ihnen erklären zu lassen.  Gibt man den Tieren diese Möglichkeiten nicht, kann es geschehen, dass sie Entscheidungen treffen, die dann so aussehen, dass sie z.B. verwirrt von zu Hause weglaufen, krank werden oder Verhaltensauffälligkeiten zeigen. Die Sensoren unserer Tiere sind gerade durch die heutige Zeit stark beansprucht. Helfen wir ihnen, in die Klarheit zu kommen. Das hilft letztendlich nicht nur den Tieren.

 

In diesem Sinne, bleibt bei euch und in der Liebe,

eure Claudia Struwe und Team

Naturcoaching um den Isenachweiher stand auf dem Plan. Dieses Mal sollten sie alle zu Hause bleiben. Ich wollte sie schützen vor den freilaufenden Hunden, deren Menschen nicht verstehen, dass es kein Spaß ist für blinde Hunde, wenn ihr Vierbeiner auf meine zupoltert. Hannah aber zeigte sich stur. Als ich das Haus verlassen wollte, wich sie keinen Millimeter von meiner Seite. „Du bleibst mit den anderen hier.“ „Ich gehe mit.“ Sie legte den Kopf schräg und hielt innerlich Ausschau nach meinen Gedanken. Es folgte eine wortlose Diskussion. Eine Minute später saßen wir im Auto.

Die Dame, die wir am Weiher trafen, kannte Hannah schon. Während wir im intensiven Gespräch waren, versuchte meine befellte Coach-Assistentin uns – wieder recht beharrlich – klar zu machen, dass wir bitte unbedingt die Richtung wechseln müssen! Meiner Begleitung fiel das auf und wir wechselten die Richtung. Es dauerte nicht lange, bis uns ein interessantes Pärchen entgegenkam. Eine junge Frau ging behutsam im Gespräch neben einer alten Dame, die sie wohl aufgrund ihres unsicheren Ganges liebevoll an der Hand hielt. Trennung, Angst vor der Zukunft, Traurigkeit, Ratlosigkeit schlugen mir entgegen. Doch ich stoppte die Wahrnehmung, schließlich steht mir nicht zu ungefragt in den Gefühlen anderer herumzuschauen, abgesehen davon, dass ich mich meinen BegleiterInnen zu hundertprozentiger Aufmerksamkeit verpflichte. Hannah sah das anders. Ihr Fokus lag auf den beiden Frauen und als sie an uns vorbeiliefen, während wir einander freundlich grüßten, heftete sie zielstrebig ihre Nase in die Kniekehlen der älteren Dame. Mit freundlichem, aber unsicherem Lächeln drehten die zwei sich zu uns um. „Würden Sie einen Moment anhalten, bitte? Meine Hündin hat Ihnen etwas zu sagen.“ Selten lasse ich das zu, zumal die meisten Leute, denen meine freiwilligen Therapeuten in Fell einen kurzen Liebesgruß mitgeben wollen meinen, sie suchten nach Futter. Ich lasse sie dann in dem Glauben und wir ziehen weiter. Jetzt aber war unmissverständlich zu erkennen, dass Hannah und ich mal kurz die Rollen tauschen würden. So wurde meine Assistenzhündin zum Coach und ich zum Assistenzmenschen, während meine ursprüngliche Gesprächspartnerin liebevoll die Szene beobachtete. Motiviert durch die fragenden Blicke der Frauen übersetzte ich Hannahs zielsicheres Engagement: „Sie scheinen Kummer zu haben und Hannah möchte Ihnen etwas mit auf den Weg geben.“, formulierte ich vorsichtig, ohne die Privatsphäre der beiden allzusehr zu berühren. Erstaunt erleichterte Gesichter schauten auf weißes Fell. Augen und Mund der jüngeren Dame sprachen zärtlich Bände in Richtung der älteren. „Siehst du, Mama, wie lieb sie ist!“ Zu meiner Begleiterin und mir meinte sie: „Mein Vater liegt im Krankenhaus und das bedrückt meine Mutter sehr.“ Ich lächelte und ließ Hannah machen. Zögerlich bückte sich die Mutter zu Hannah und begann sie zu streicheln. Erst zaghaft, dann zunehmend liebevoller. Hannah ließ sie gewähren und strahlte ihre Liebe aus. Als die beiden fertig waren, bemerkte die alte Dame: „Seit meiner Kindheit habe ich keinen Hund mehr angefasst. Denn damals …..“ Es folgte die kurze Schilderung einer traumatischen Erfahrung. Ich schwieg, lächelte und nickte. Schließlich war ich lediglich Assistenzmensch. Die beiden sahen glücklich aus. Hannah nahm das wahr und drehte sich um, Job erledigt, wir konnten weiter gehen.

Ein liebevolles, fröhliches „Tschüs, Hannah! Danke für dein tolles Geschenk, Hannah! Liebe Frauchen hast du, Hannah!“, klang als Abschiedsgruß hinter uns her und das Fleckchen Erde, das wir fünf hinterließen, schien ein wenig heller zu sein, als vorher.

In diesem Sinne,

bleibt bei euch und in der Liebe,

eure Claudia M. Struwe

 

Meine erste Antwort auf diese Frage lautet: Weil es fair ist. Wer von uns geht gern zum Arzt, zur Heilpraktikerin oder in eine Klinik ohne zu wissen, was warum wann und wie an der eigenen Person gemacht wird? Ganz ehrlich, als ich in meiner Kindheit mit vierzehn an meinem Knie operiert wurde mit der Option der Amputation, wollte ich einfach alles wissen. Ich ließ mir sogar die Instrumente zeigen, mit denen das Bein abgesägt werden würde. Auf einem Tablett haben die Ärzte mir ihre Werkzeuge gebracht und genau erklärt, wie das geht. Dann wollte ich wissen, wie es denn danach weiter gehen sollte. Für meine Mutter war das grausam. Aber mein Vater ließ sich darauf ein. Er sprach mit mir über ein Leben im Rollstuhl und wie er das Haus umbauen würde. Er erkundigte sich nach den verschiedenen Prothesen, wir löcherten das Klinikpersonal mit Fragen. Und wir erhielten Antworten. Dann – dann erst konnte ich mich der Situation übergeben mit meinem vollen Einverständnis. Ich konnte mich mit verschiedenen Filmen in meinem Kopf über mein Leben mit oder ohne Bein in die Narkose begeben. In den absoluten Verlust der Kontrolle über meinen Körper und meinen Geist. Und das Beste daran war, ich fühlte mich vorher schon als weiterhin angenommenes Mitglied der Familie, egal, ob ich als körperlich ganzer Mensch da wieder rauskomme oder nicht. Denn wir hatten Plan A und B. Dass ich Schmerzen haben würde in beiden Fällen, dass ich kämpfen müssen werde in beiden Fällen, dass ich weiterhin meinen kleinen, liebevollen Freundeskreis brauchen werde und verständnisvolle Lehrer und Lehrerinnen, stand außer Frage. So war der Moment nach dem Erwachen aus der Narkose erträglich, an dem ich meine Mutter bat, die Decke zurückzuschlagen, damit ich sehen konnte, was darunter los war. Und alles, was danach kam, war machbar. Ich hatte mein Bein noch und ich war in der Lage jahrzehntelang dafür zu kämpfen, es benutzen zu können.Anders war das bei den beiden Operationen davor, als meine Eltern noch autoritätsergeben waren und ich mit fünf und mit zehn Jahren für mich planlos und von oben herab in die Narkose katapultiert wurde. Das Ergebnis war, dass Teile meiner Seele bleiben wollten in dieser wunderschönen, liebevollen Zwischenwelt und man alle Mühe hatte, mich wieder zurück zu holen.

Ich habe nicht nur das große Glück, dass Menschen mir ihre Tiere u.a. in solchen Situationen anvertrauen. Weil ich es genau überprüfen wollte, bin ich sogar mit in zahlreiche Narkosen gegangen. Das ist jetzt vielleicht schwer zu verstehen. Ihr könnt euch das so vorstellen, dass ich selbst all meine Systeme an das jeweilige Tier abgegeben habe, während ein anderer Teil von mir Beobachterin blieb. So konnte ich exakt protokollieren, was das Tier körperlich, geistlig und seelisch durchlebt während der Narkose. Meine Wahrnehmungen wurden auf die Minute von der Tierärztin bestätigt.Weil ich den Unterschied kenne durch eigene Erfahrung und durch die mir anvertrauten Tiere, ihr Lieben, finde ich es fair und notwendig, unsere vierbeinigen Familienmitglieder bis ins kleinste Detail vorzubereiten auf alles, was auf sie zukommt. Sie haben das Recht zu erfahren, was mit ihnen geschieht, warum und wie. Sie haben das Recht zu erfahren, wer wo auf sie warten wird und wie das Leben für sie nach einem Eingriff weitergeht. Und da spielt es keine Rolle, ob es sich um eine Zahnsanierung handelt oder um eine größere Operation.

An dieser Stelle richte ich wieder einmal erfüllten Herzens meinen Dank an all die Menschen, die das verstehen und im Sinne ihrer Tiere entsprechend handeln.

In diesem Sinne, bleibt bei euch und in der Liebe,

eure Claudia M. Struwe

Maïnas sorgenfreie Fürsorge ist das schönste Geschenk für den kranken Carlos

 

Der Gesang eines Rotkehlchens ließ mich aus dem Fenster schauen. Unbekümmert sprang es von Ast zu Ast. „Lass dich bloß nicht von Jule erwischen!“, dachte ich liebevoll besorgt. Sie war im Augenblick nirgends zu sehen, meine kluge Katze. Während ich mich weiter meinem Tagewerk zuwandte, verweilten meine Gedanken bei dem Paradoxon, dass ich aus Liebe zu Tieren und der Natur mit Raubtieren zusammenlebe, die andere Tiere fressen, die ich ebenfalls liebe. Währenddessen hatte ich das trällernde Rotkehlchen vor Augen, von dem Jule, Max und Carlos bitte die Krallen lassen sollten! Eine Weile später hörte ich ein leises Pochen an das Badezimmerfenster der Rückseite meines kleinen Waldhauses. Vor diesem Fenster befindet sich ein Anbau auf der Höhe eines Fensterbrettes. Nichts Böses ahnend öffnete ich es. Ein Schock durchfuhr meine Glieder. Das Rotkehlchen saß direkt am Fenster und schaute mir in die Augen. Lange. Hüpfen konnte es noch mit dem einen Flügel, der ihm geblieben war. Hinter ihm saß Jule, auf ihr Lob wartend. „Warum hast du das getan??!“, fauchte ich sie an. Ihr verwunderter Blick traf mich mitten ins Herz, während mich ihre Antwort erreichte: ´Ich verstehe nicht, warum du jetzt so reagierst! Ich habe gemacht, was du wolltest!!´ „Bring das zu Ende! Schnell!!“ Sie schnappte sich das kleine Tier und verschwand. Unfassbar schuldig fühlte ich mich. Wie hatte sie das gemeint? Ich wollte genau das nicht!

Vor acht Jahren trug sich diese Szene und noch einige ähnliche Situationen zu, bis ich es begriffen hatte: Wenn ich mir Sorgen mache um ein Lebewesen, stehe ich außerhalb seines Feldes. Unzählige Filme laufen in meinem Gehirn ab, während ich abwäge, nachdenke, beurteile und die beste Lösung finden möchte. Diese Filme hat meine Jule gesehen und genau der Film, der mit dem stärksten Gefühl belegt war, nämlich Angst um das Leben des Rotkehlchens, hat mein Raubtier Jule am intensivsten angesprochen. Sie sah diese Szene in meinem Kopf als Auftrag. Was also hätte ich besser machen können? Spielen wir es einmal durch. Ich hätte mich euphorisch freuen können, dass dieses Vögelchen am frühen Morgen ein Lied trällert. Ok. Wenn wir Menschen uns freuen, möchten wir diese Freude ganz gern bewusst oder unbewusst festhalten. Wir wollen nicht, dass dieser Zustand vorübergeht. Was ist also die Folge? Wir manipulieren möglicherweise unbewusst die Situation, die wir festhalten möchten, mit der Angst, dass sie vorübergeht. Je nach unserer individuellen Erfahrungswelt laufen auch hier im Hintergrund Szenen ab, die, wenn es dumm läuft, in unserer Wahrnehmung schlimm enden. Wo liegt hier der Knackpunkt? Es ist die Euphorie. Auch sie ist ein Zeichen, dass wir draußen stehen, in der Trennung leben von Allem, was ist. Beides, das sich Sorgen machen, wie auch euphorisches Freuen, dient letzten Endes nicht unseren Mitlebewesen, sondern einzig uns selbst. Beides stillt Bedürfnisse, die wir in uns tragen. Wenn ich mich sorge und will, dass etwas in meinen Augen Schlimmes nicht geschieht, will ich das letztendlich nicht ertragen müssen. Ich möchte Harmonie und Liebe erleben, statt Leben und Sterben.

Wie komme ich also dahin, dass ich drinnen bin, im Feld? Dass ich ein Teil bin von Allem, was ist? Brauche ich eine Lehre, die mir das Leben erklärt? Oder ist eine Lehre nicht auch wieder etwas, das aus menschlichen Bedürfnissen heraus nach Untersuchungen und Beobachtungen erdacht und in Worte gefasst wurde? Das Leben selbst gibt uns immer wieder Antworten auf unsere Fragen. Doch vor lauter Suchen können wir sie nicht sehen, hören, riechen, schmecken, fühlen, L E B E N. Meine Arbeit erfordert, dass ich mir immer wieder Zeiträume für Stille nehme. Das absichtslose Sein in der Natur mit ihren Pflanzen und Tieren und mit den Tieren, die mit mir leben, ist es, was mich zeitweise frei macht von Bedürfnissen. Solange ich frei bin von Bedürfnissen, brauchen die Wesen um mich sie nicht zu stillen. Sie können sein. Ich kann sein. Wir sind.

Niemand ist geeigneter, uns auf dem Weg in die innere Freiheit zu begleiten, als die Tiere dieser Welt. Sie zeigen uns auf, welche Gedankenkonstrukte wir hinterfragen und neu definieren sollten. Welcher Gedanke dient wem oder was wirklich und wie kann ich ihn zum Wohle aller Beteiligten verändern? Wenn wir dann noch in unseren Bauch fühlen und unsere Intuition wachsen und sprechen lassen, ist das gar nicht so viel Arbeit, wie es scheint. Tiere schulen unsere Intuition auf unübertreffliche Weise. Wir dürfen mit diesen wertvollen Wesen leben, uns von ihnen begleiten lassen, durch sie öffnen lassen für das Leben, hinführen zum Sein.

 

In diesem Sinne wünschen wir euch

einen wunderschönen Sonntag in liebevoller Freiheit,

 

Claudia Struwe und ihr TierTeam