Organisatorisches

Meine erste Antwort auf diese Frage lautet: Weil es fair ist. Wer von uns geht gern zum Arzt, zur Heilpraktikerin oder in eine Klinik ohne zu wissen, was warum wann und wie an der eigenen Person gemacht wird? Ganz ehrlich, als ich in meiner Kindheit mit vierzehn an meinem Knie operiert wurde mit der Option der Amputation, wollte ich einfach alles wissen. Ich ließ mir sogar die Instrumente zeigen, mit denen das Bein abgesägt werden würde. Auf einem Tablett haben die Ärzte mir ihre Werkzeuge gebracht und genau erklärt, wie das geht. Dann wollte ich wissen, wie es denn danach weiter gehen sollte. Für meine Mutter war das grausam. Aber mein Vater ließ sich darauf ein. Er sprach mit mir über ein Leben im Rollstuhl und wie er das Haus umbauen würde. Er erkundigte sich nach den verschiedenen Prothesen, wir löcherten das Klinikpersonal mit Fragen. Und wir erhielten Antworten. Dann – dann erst konnte ich mich der Situation übergeben mit meinem vollen Einverständnis. Ich konnte mich mit verschiedenen Filmen in meinem Kopf über mein Leben mit oder ohne Bein in die Narkose begeben. In den absoluten Verlust der Kontrolle über meinen Körper und meinen Geist. Und das Beste daran war, ich fühlte mich vorher schon als weiterhin angenommenes Mitglied der Familie, egal, ob ich als körperlich ganzer Mensch da wieder rauskomme oder nicht. Denn wir hatten Plan A und B. Dass ich Schmerzen haben würde in beiden Fällen, dass ich kämpfen müssen werde in beiden Fällen, dass ich weiterhin meinen kleinen, liebevollen Freundeskreis brauchen werde und verständnisvolle Lehrer und Lehrerinnen, stand außer Frage. So war der Moment nach dem Erwachen aus der Narkose erträglich, an dem ich meine Mutter bat, die Decke zurückzuschlagen, damit ich sehen konnte, was darunter los war. Und alles, was danach kam, war machbar. Ich hatte mein Bein noch und ich war in der Lage jahrzehntelang dafür zu kämpfen, es benutzen zu können.Anders war das bei den beiden Operationen davor, als meine Eltern noch autoritätsergeben waren und ich mit fünf und mit zehn Jahren für mich planlos und von oben herab in die Narkose katapultiert wurde. Das Ergebnis war, dass Teile meiner Seele bleiben wollten in dieser wunderschönen, liebevollen Zwischenwelt und man alle Mühe hatte, mich wieder zurück zu holen.

Ich habe nicht nur das große Glück, dass Menschen mir ihre Tiere u.a. in solchen Situationen anvertrauen. Weil ich es genau überprüfen wollte, bin ich sogar mit in zahlreiche Narkosen gegangen. Das ist jetzt vielleicht schwer zu verstehen. Ihr könnt euch das so vorstellen, dass ich selbst all meine Systeme an das jeweilige Tier abgegeben habe, während ein anderer Teil von mir Beobachterin blieb. So konnte ich exakt protokollieren, was das Tier körperlich, geistlig und seelisch durchlebt während der Narkose. Meine Wahrnehmungen wurden auf die Minute von der Tierärztin bestätigt.Weil ich den Unterschied kenne durch eigene Erfahrung und durch die mir anvertrauten Tiere, ihr Lieben, finde ich es fair und notwendig, unsere vierbeinigen Familienmitglieder bis ins kleinste Detail vorzubereiten auf alles, was auf sie zukommt. Sie haben das Recht zu erfahren, was mit ihnen geschieht, warum und wie. Sie haben das Recht zu erfahren, wer wo auf sie warten wird und wie das Leben für sie nach einem Eingriff weitergeht. Und da spielt es keine Rolle, ob es sich um eine Zahnsanierung handelt oder um eine größere Operation.

An dieser Stelle richte ich wieder einmal erfüllten Herzens meinen Dank an all die Menschen, die das verstehen und im Sinne ihrer Tiere entsprechend handeln.

In diesem Sinne, bleibt bei euch und in der Liebe,

eure Claudia M. Struwe

Maïnas sorgenfreie Fürsorge ist das schönste Geschenk für den kranken Carlos

 

Der Gesang eines Rotkehlchens ließ mich aus dem Fenster schauen. Unbekümmert sprang es von Ast zu Ast. „Lass dich bloß nicht von Jule erwischen!“, dachte ich liebevoll besorgt. Sie war im Augenblick nirgends zu sehen, meine kluge Katze. Während ich mich weiter meinem Tagewerk zuwandte, verweilten meine Gedanken bei dem Paradoxon, dass ich aus Liebe zu Tieren und der Natur mit Raubtieren zusammenlebe, die andere Tiere fressen, die ich ebenfalls liebe. Währenddessen hatte ich das trällernde Rotkehlchen vor Augen, von dem Jule, Max und Carlos bitte die Krallen lassen sollten! Eine Weile später hörte ich ein leises Pochen an das Badezimmerfenster der Rückseite meines kleinen Waldhauses. Vor diesem Fenster befindet sich ein Anbau auf der Höhe eines Fensterbrettes. Nichts Böses ahnend öffnete ich es. Ein Schock durchfuhr meine Glieder. Das Rotkehlchen saß direkt am Fenster und schaute mir in die Augen. Lange. Hüpfen konnte es noch mit dem einen Flügel, der ihm geblieben war. Hinter ihm saß Jule, auf ihr Lob wartend. „Warum hast du das getan??!“, fauchte ich sie an. Ihr verwunderter Blick traf mich mitten ins Herz, während mich ihre Antwort erreichte: ´Ich verstehe nicht, warum du jetzt so reagierst! Ich habe gemacht, was du wolltest!!´ „Bring das zu Ende! Schnell!!“ Sie schnappte sich das kleine Tier und verschwand. Unfassbar schuldig fühlte ich mich. Wie hatte sie das gemeint? Ich wollte genau das nicht!

Vor acht Jahren trug sich diese Szene und noch einige ähnliche Situationen zu, bis ich es begriffen hatte: Wenn ich mir Sorgen mache um ein Lebewesen, stehe ich außerhalb seines Feldes. Unzählige Filme laufen in meinem Gehirn ab, während ich abwäge, nachdenke, beurteile und die beste Lösung finden möchte. Diese Filme hat meine Jule gesehen und genau der Film, der mit dem stärksten Gefühl belegt war, nämlich Angst um das Leben des Rotkehlchens, hat mein Raubtier Jule am intensivsten angesprochen. Sie sah diese Szene in meinem Kopf als Auftrag. Was also hätte ich besser machen können? Spielen wir es einmal durch. Ich hätte mich euphorisch freuen können, dass dieses Vögelchen am frühen Morgen ein Lied trällert. Ok. Wenn wir Menschen uns freuen, möchten wir diese Freude ganz gern bewusst oder unbewusst festhalten. Wir wollen nicht, dass dieser Zustand vorübergeht. Was ist also die Folge? Wir manipulieren möglicherweise unbewusst die Situation, die wir festhalten möchten, mit der Angst, dass sie vorübergeht. Je nach unserer individuellen Erfahrungswelt laufen auch hier im Hintergrund Szenen ab, die, wenn es dumm läuft, in unserer Wahrnehmung schlimm enden. Wo liegt hier der Knackpunkt? Es ist die Euphorie. Auch sie ist ein Zeichen, dass wir draußen stehen, in der Trennung leben von Allem, was ist. Beides, das sich Sorgen machen, wie auch euphorisches Freuen, dient letzten Endes nicht unseren Mitlebewesen, sondern einzig uns selbst. Beides stillt Bedürfnisse, die wir in uns tragen. Wenn ich mich sorge und will, dass etwas in meinen Augen Schlimmes nicht geschieht, will ich das letztendlich nicht ertragen müssen. Ich möchte Harmonie und Liebe erleben, statt Leben und Sterben.

Wie komme ich also dahin, dass ich drinnen bin, im Feld? Dass ich ein Teil bin von Allem, was ist? Brauche ich eine Lehre, die mir das Leben erklärt? Oder ist eine Lehre nicht auch wieder etwas, das aus menschlichen Bedürfnissen heraus nach Untersuchungen und Beobachtungen erdacht und in Worte gefasst wurde? Das Leben selbst gibt uns immer wieder Antworten auf unsere Fragen. Doch vor lauter Suchen können wir sie nicht sehen, hören, riechen, schmecken, fühlen, L E B E N. Meine Arbeit erfordert, dass ich mir immer wieder Zeiträume für Stille nehme. Das absichtslose Sein in der Natur mit ihren Pflanzen und Tieren und mit den Tieren, die mit mir leben, ist es, was mich zeitweise frei macht von Bedürfnissen. Solange ich frei bin von Bedürfnissen, brauchen die Wesen um mich sie nicht zu stillen. Sie können sein. Ich kann sein. Wir sind.

Niemand ist geeigneter, uns auf dem Weg in die innere Freiheit zu begleiten, als die Tiere dieser Welt. Sie zeigen uns auf, welche Gedankenkonstrukte wir hinterfragen und neu definieren sollten. Welcher Gedanke dient wem oder was wirklich und wie kann ich ihn zum Wohle aller Beteiligten verändern? Wenn wir dann noch in unseren Bauch fühlen und unsere Intuition wachsen und sprechen lassen, ist das gar nicht so viel Arbeit, wie es scheint. Tiere schulen unsere Intuition auf unübertreffliche Weise. Wir dürfen mit diesen wertvollen Wesen leben, uns von ihnen begleiten lassen, durch sie öffnen lassen für das Leben, hinführen zum Sein.

 

In diesem Sinne wünschen wir euch

einen wunderschönen Sonntag in liebevoller Freiheit,

 

Claudia Struwe und ihr TierTeam

 

 

Hallo ihr Lieben!

Gestern, Karfreitag, saß ich vor dem PC, die Finger auf der Tastatur und wollte einen Osterbrief verfassen. Naja, was soll ich sagen, offenbar war ich nicht in der rechten „Verfassung“. Normalerweise, wenn ich für euch schreibe, bin ich sofort in der Anbindung, fühle meine Finger geführt von der geistigen Welt und mein Schreiben gelenkt von der Liebe zum Leben. Aber es kam NICHTS. Eine ganze Weile saß ich da und versuchte, das zu verstehen. Stille. Gut, dann dieses Jahr eben nicht. Wer weiß, wofür es gut ist, möglicherweise werde ich davor geschützt, mir ordentlich den Mund, bzw. die Finger zu verbrennen.

„War das in Ordnung? Seid ihr damit einverstanden? Gibt es einen anderen Zeitpunkt, den ihr für geeignet haltet? Wenn ja, gebt mir ein Zeichen.“ Mit dieser Bitte übergab ich am Abend mein Bewusstsein in das Land der Träume. Als ich heute Morgen mein Handy aktivieren wollte, musste ich feststellen, dass ich es an das falsche Ladekabel angeschlossen hatte. Ich stöpselte es aus und suchte das passende Kabel. „Siehst du. Darüber sollst du schreiben!“ „Bitte??“ „Du siehst, was geschieht, wenn dein Handy mit dem falschen Kabel an die Steckdose gekoppelt wird. Schau einmal hin, ganze 7% wurden über Nacht aufgeladen!“ Ich stand auf der Leitung. „Bitte werdet deutlicher, ich bin noch müde!“ Mit einem leichten Anflug von Trotz machte ich mich daran, das Hundefutter zu richten, die Katzen zu füttern und das Gemüse für die Kaninchen aus dem Kühlschrank zu holen. Dabei erinnerte ich mich an ein paar Szenen aus den Geschehnissen der vergangenen Tage. Unter der plötzlich eingetretenen Schneelast waren abends die Bäume hier im Tal umgefallen, wie Streichhölzer. Aus allen Richtungen hallte lautes Krachen und Knallen durch den Wald. Kurze Zeit später waren alle Häuser dunkel und still. Sehr still. Mein erster Griff zum Handy, um sicherzustellen, dass es meinen Kindern gut gehe, war zwecklos. Keine Verbindung. Ich ging nach draußen und schaute nach den Bäumen ringsum. Von da schien im Moment zumindest keine Bedrohung auszugehen. Wie aber steht es um die Kinder? Ich wusste, mein Sohn ist unterwegs, meine Tochter und ihre Familie leben nicht weit von mir, ebenfalls mitten im Wald. Es war die Zeit, zu der sie oft noch eine kleine Runde drehen mit ihrem Hund. Mein Hirn tanzte Samba, das mütterliche Kopfkino war hochaktiv. „Stop!“, sagte es in mir. „So geht das nicht!“ Würde ich jetzt in die Angst gehen, dann dauerte es nicht lange, bis meine Tiere diese Emotionen übernehmen und schon hätte ich hier Chaos pur. Außerdem bringt es niemandem etwas. Selbstverständlich hätte ich mich gerne ins Auto gesetzt,um mich von der Unversehrtheit meiner Familie zu überzeugen. Doch der Weg war übersät mit umgestürzten Bäumen. In solchen Momenten erinnere ich mich an die Metapher vom schlafenden Jesus im Sturm im Boot. Ja, Vertrauen. Ich entschied mich zu vertrauen. Und ich machte ein Update. Was, wenn die große Tanne hinter meiner kleinen Hütte…….Die Frage nach der Beendigung des Lebens in meinem Körper hatte ich mir in letzter Zeit, wie so Viele, ein paar Mal mehr gestellt, als sonst. Wieder kam ich zu dem Schluss: Das für mich Wichtigste ist, dass meine Kinder wissen, wie sehr ich sie liebe. Was also kann passieren? Wenn die geistige Welt der Meinung ist, dass ich hier meinen Job noch weitermache, dann wird sie mich beschützen. Wenn nicht, geht es drüben weiter, wie auch immer. Nun hatte ich mir eine Basis geschaffen, von der aus ich mich der Beantwortung meiner Fragen widmen konnte. Mit Angst im Kopf geht das nicht. Mein inneres Auge suchte meine Tochter und ihre Familie. Ich sah meinen Schwiegersohn vor mir, verbunden mit dem Gefühl der Sicherheit. Ja, auf ihn kann ich mich verlassen. Später erfuhr ich, dass er zusammen mit seinen Nachbarn zu diesem Zeitpunkt mit der Evakuierung vieler, im Schnee- und Verkehrschaos steckender Menschen beschäftigt war,nachdem er seine Familie mitsamt allen Tieren in Sicherheit wusste. Ich fühlte mich in meinen Sohn hinein. Da mein Körper mir in solchen Fällen als Seismograph dient, konnte ich erfahren, dass er in Gefahr war. Oha! Das war nicht das, was ich fühlen wollte. Aber die Körperstelle, die reagierte, zeigte an, dass die Gefahr nicht mehr bestand. Nun ja. Das mag mehrere Gründe haben. Also fragte ich meinen Vater, der uns seit 13 Jahren als Seele begleitet. Von ihm erreichte mich besänftigende Ruhe. Gut. Dann gab es für mich nichts weiter zu tun. 22 Stunden später, als wir wieder Strom hatten und telefonieren konnten, erfuhr ich von meiner Tochter, dass er sich zwei Mal auf der Autobahn gedreht, aber wieder seine Spur gefunden hatte. Doch diese Information hatte ich bisher noch nicht. Mit der Taschenlampe neben dem Kopfkissen legte ich mich ins Bett,umringt von drei Hunden und drei Katzen. Wir schliefen alle gut. Am nächsten Morgen hallten die Kreissägen der tatkräftigen Männer unseres Ortsteiles durch das Tal. Telepathischer Fähigkeiten bedurfte es nicht, um zu wissen, welche das wieder einmal waren, die unverzüglich handelten. Für mich gab es nichts zu tun, außer die, die wollten, mit Kaffee und Suppe zu versorgen. Was im Alltag ab und zu durchaus zeitraubend und lästig scheint,war nun mein Vorteil. Ich brauche keinen Strom, um Kaffee zu kochen. Zu dritt standen wir vor meinem Häuschen, als am Vormittag mein Schwiegersohn kam. Zu Fuß. Meine Tochter hatte ihm zwar in der Nacht schon gesagt, dass es, abgesehen von der Gefahr, keinen Sinn mache, jetzt nach mir zu schauen,weil sie davon ausging, dass ich im Bett lag und schlief. Aber er hatte keine Ruhe gefunden, bis er mich sah. Alle gingen wohlbehalten und unverletzt aus dieser Situation heraus, Gott sei Dank.

Und was hat das alles jetzt mit Ostern zu tun? Was feiern wir denn in diesen Tagen? Osterhasen, bunte Eier und getötete Schafbabys? Oder einen Menschen, der uns immer wieder klein macht und schuldbewusst, weil er für unsere Sünden gestorben ist? War das Jesu Absicht? Oder war er möglicherweise zu bescheuert, rechtzeitig zu fliehen oder Kompromisse einzugehen, die sein Leben hätten retten können? Oder war er vielleicht von allumfassender Liebe und seiner Mission beseelt und ging seinen Weg, wie er fühlte, dass er sein sollte? Ließ er sich für sein Wissen und seine Passion ans Kreuz nageln,weil er wusste, dass dieses Ende ein Anfang war? Für die Menschen, die ihn verstanden hatten? Kann es sein, dass er die Himmelstore aufriss, um uns zu demonstrieren, dass wir begleitet werden aus der geistigen Welt? Dass sie den Kontakt zu uns wünscht, um uns auch ganz pragmatisch zur Seite zu stehen? Kann es sein, dass er uns so gezeigt hat, dass auch wir am Ende nur die Seiten wechseln und unser Geist nicht verloren geht? Ihr Lieben, wer mit mir schon gearbeitet hat, weiß, aus welcher Gnade heraus ich das sein darf, was ich bin. Ohne euch, eure Tiere und die Führung aus der geistigen Welt wäre mir das nicht möglich und dafür möchte ich heute aus tiefstem Herzen danken.

Ich wünsche euch und mir, während wir feiern, mit unseren Lieben zusammen sind und ja, während wir Schokoladeneier verschenken und so weiter, dass wir immer wieder überprüfen, ob wir an das Ladekabel angeschlossen sind, das uns optimal versorgt.

In diesem Sinne, gesegnetes Osterfest!

Claudia Struwe und ihr gesamtes Team

11.11.2021

„Quäle mich nicht mit Tabletten und Zeugs, von dem mir übel wird. Ich habe einen guten Job gemacht. Wir hatten eine gute Zeit und ich habe die Krone für die Gruppe gerne getragen. Nun dient mir der Körper nicht mehr. Ich werde ihn bald verlassen. Lange Zeit hatten wir noch zusammen, seit die Ärztin gesagt hatte, es gehe mit mir dem Ende zu. Aber du hast auf meine Wünsche geachtet, mir mehr Zweisamkeit mit dir geschenkt, ein paar Minuten am Tag. Das gab mir den Sinn und die Kraft, es bis zur letzten Zelle meines Körpers mit dir auszukosten. Du hast mir von unserem ersten gemeinsamen Tag an eine Höhle gegeben, Rückzug gewährt, mich mit meiner Vergangenheit versöhnt. Du hast meine Gebärmutter weinen lassen, bis der Schmerz über meine getöteten Kinder ausgeweint war. Du hast sie schon gesehen, da drüben. Ich auch. Sie warten auf mich. Ich werde sie bald wiedersehen. Halte dir die nächsten Tage frei. Vor Weihnachten noch. Und nun werde ich die letzten Tage mit euch genießen. Meine Krone werde ich in Würde absetzen und du wirst sie tragen. Schaue genau hin, fühle dich hinein, es ist kein leichter Job. Ich zeige dir noch alles, was du zu tun hast. Du machst das schon!“

 

23.12.2021

Dein Timing ist perfekt, Lotte. Du hast nicht mehr darüber gesprochen, warum auch. Es war ja alles gesagt. Unsere Freundinnen halfen dir durch die letzte Zeit hindurch mit medizinischen Tipps und Infusionen, so konntest du tatsächlich dein Leben hier bis zur allerletzten Sekunde auskosten! So ganz nach deiner Art. Ich werde deinen Blick nie vergessen, als du mich gestern gebeten hast, noch ein letztes Mal deinen Buggy den Waldweg hochzuschieben, mit dir in aufrechtem Sitz mit stolzem Blick. Dem unverwechselbaren Lotte-Blick, der bei all deiner Klarheit nicht frei war von Wehmut, als er über jeden Stein, die Erde und deinen Wald glitt. An manchen Stellen wolltest du mit deiner Nase noch einmal eintauchen, so dass ich deiner Bitte, dich hie und da aus dem Buggy zu tragen, liebend gerne nachkam. Drei Schritte, mehr ging nicht mehr. Aber die bist du gegangen. Mit Pausen. Zu Hause angekommen wussten wir alle, das wird unsere letzte gemeinsame Nacht mit deinem irdischen Körper sein. Die anderen machten dir Platz im Bett und du legtest dich unter meinen Kopf mit deinem superweichen Fell. Ich fühle und rieche es noch heute. Deinen Blick werde ich nie vergessen, als du am nächsten Tag den lauten Gedanken in den Raum stelltest: JETZT. Es ist soweit. Dann begannst du zu zittern und wurdest immer kleiner, hilfebedürftiger…….. Bis dann, geliebtes Wesen, wir sehen uns……..Frohe Weihnachten!

 

11.04.2022

Hey Lotte, ich schicke dir mal wieder ein paar Küsse in die Himmel! Dir ist sicher nicht entgangen, dass der Simon, dein Mann, kleiner geworden ist, seit du das Licht der Himmel erblickt hast. Sein Fell ist zarter, er ist sensibler geworden und die Arschlochnummer draußen kauft ihm keiner mehr wirklich ab. Er gebraucht sie allerdings auch immer seltener. Stattdessen geht seine Stärke, seit du weg bist, in seine drei Beine. Er versucht nach Leibeskräften, stabil im Leben zu stehen. Bei den Hunderunden fühlen wir dich manchmal hinter uns, oft aber genießen wir auch die Zweisamkeit, die wir hatten, bevor er dich zu uns holte. Naja, und Hannah macht manchmal die Luftpumpe. Sie bläst ihre Muckis auf und stolziert durch die kleine Gruppe, als könne sie dich ersetzen. Die Energie kann sie aber nicht lange halten, zumal sie es ja auch gar nicht können soll. Maïna bettelt mehr denn je nach Führung. Heute war wieder so ein Tag, an dem ich sie alle mal wieder einsortiert habe. Wie du sagtest, ich mache das schon. Hier ein paar Übungen, da klare Worte und vor allem immer schön die Krone richten! An deine innere Ruhe und Konsequenz reicht meine noch nicht ran. Naja, letztere sollte es auch nicht. Du wärest bis zum letzten Schritt gegangen in manchen Fällen bei Störungen von außen….. da bediene ich mich doch lieber anderer Mittel. Ja, du fehlst. Aber dein großzügiges Angebot, zeitnah wiederzukommen, habe ich nicht angenommen. Du hast deine Freiheit verdient. Selbstverständlich bist du hier willkommen, wenn du irgendwann einmal wieder hier sein möchtest. Aber nur, wenn DU das willst und das bezweifle ich, meine geliebte freie, große, starke Seele. Ich liebe dich. Wir geben hier unser Bestes. Bis dann, bis bald, bis jetzt…weil…du bist ja hier…..

Deine Gefährtin

 

Schmerzen im Vorderbein und zunehmende Müdigkeit – es war mal wieder Zeit, in der Tierarztpraxis anzurufen. „Frau Struwe, ich muss Ihnen leider sagen, dass Sie draußen warten müssen.“ Ja, es war mir nicht entgangen, dass ich in Rheinlandpfalz nur geimpft oder genesen meinen Hund in die Praxis begleiten darf. Nachdem ich aber Lotte Alternativen gezeigt hatte, entschied sie sich für die bekannte Praxis mit den Leuten, die ihr vertraut sind. Also bereitete ich sie im Detail darauf vor, was in der Praxis auf sie zukommen wird.

Nach kurzer Wartezeit öffnete sich die Praxistür. Die freundliche tiermedizinische Fachangestellte, gefolgt von der Tierärztin, begrüßte Lotte liebevoll. Dann flöteten beide voller Bedauern in die Ohren meiner Wölfin, dass sie leider nun ohne mich mit ihnen in die Praxis gehen müsse, während sie zaghaft an der Leine ziepten. Kopf nach unten, alle Kraft in ihr Vorderbein verlagernd, bohrte Lotte dieses eselsgleich in die Steintreppe am Praxiseingang. Aber nicht lange. Denn ich unterbrach das Schauspiel und trompetete: „Hey Lotte, alla hopp, rein da jetzt!“ Lotte entwickelte sofort einen Schub nach vorne, begleitet von den überraschten Blicken der freundlichen Frauen. Naja, was soll ich sagen, es war ja alles besprochen mit der Dreibein-Queen und was hilft es, wenn ich mir leid tue, Lotte mir leid tut oder Aggressionen auf irgendwelche mir unverständlichen Maßnahmen mir den Blick auf eine Lösung verbauen. Bringt doch nichts. Ich musste mich auf unsere Bindung verlassen, auf ihren Willen, für mich auf Empfang zu bleiben und auf meine Fähigkeit, die Verbindung aufrecht zu erhalten. So stand ich quasi draußen und doch mit am Behandlungstisch. Auch wenn ich zugebe, drinnen wäre es vielfach wärmer gewesen. Kurz vor dem Abfrieren meiner Hände und Füße wurde mir Lotte wieder gebracht, nicht ohne sichtliches Erstaunen über ihre Kooperation. Die Blutwerte würden wir dann gleich telefonisch besprechen, hatten wir vereinbart.

Der Anruf kam später, als gewohnt. Die Stimme am anderen Ende des Telefons ließ mich schon nach dem ersten Wort den gesamten Inhalt unseres nun folgenden Gespräches vermuten. „Ok, ich habe verstanden. Was machen wir?“ „Päppeln Sie ihren Hund nach allen Regeln der Kunst, Frau Struwe. Sobald sie sich übergibt oder das Fressen verweigert…… Sie müssen jetzt nichts mehr sagen, ich lege einfach auf. Wir sind für Sie da, melden Sie sich.“ Stille. Erst mal Atmen und jetzt auf keinen Fall die Fassung verlieren, sagte es in mir. Es gilt, Lösungen zu finden und nicht in Emotionen zu versinken. Meine Hündin lebt. Vor allem liegt sie auf meinem Bett und hängt mit all ihren Sinnen in meinem Kopf, genauso wie in meinem Herzen. Was ich jetzt denke, was ich jetzt fühle, geht eins zu eins in ihr Hirn, in ihr Herz. Und was sie von sich glaubt, ist entscheidend! Würde und Lebensqualität zu bewahren ist unser Ziel. Alles Weitere liegt nicht in meinen Händen.

Genau hier, an diesem neunten Dezember 2021 gegen 9:45h, begann mein ganz persönliches Weihnachten. Ich betete. Auf meine Art halt. Ziemlich pfälzisch: „Also hör mal zu, das ist so. Ich hab null Ahnung, wie das jetzt hier weitergehen soll. Infusionen kann ich ihr nicht geben lassen, denn stundenlang alleine in der Praxis….nein, mit Lotte geht das nicht. Du weißt das. Wir brauchen Dich.“ Ein vollkommen unpassender Gedanke unterbrach meinen inneren Redefluss. Ich müsste sie fragen, wo sie beerdigt werden möchte….. „Völliger Quatsch! Hey, sie liegt neben dir und du vertraust jetzt in deine Hündin, das Leben, in Gott und seine Ideen!“, unterbrach ich mich selber. Lotte atmete auf. In diesem Moment erreichte mich eine WhatsApp aus Garmisch. Ausgerechnet die Stimme der Retterin von Simons Hinterbeinen – und damit seines Lebens – erfüllte unsere Hütte wie ein Segen. Ihre wertvollen medizinische Erklärungen und Hinweise führten u.a. dazu, dass eine andere Freundin die Sache mit den Infusionen bei uns zu Hause übernahm, bzw. übernimmt. Eine Verkettung menschlicher Liebe und Hilfsbereitschaft folgte, angefangen von der dreijährigen Tochter meiner Lambrechter Freundin, die Lotte zuliebe auf wertvolle Mama-Zeit verzichtete, weiter zu deren Oma, die ungeplant zum Kindersitten einsprang, („Hauptsache, dem Hund geht´s besser!“), Hausbesuch von einer anthroposophischen Humanmedizinerin etc. etc. Menschen, die Lotte gar nicht bis kaum kannten, wurden uns über den Weg oder ans Telefon geschickt, um sie auf ihrem Weg zu unterstützen und uns zu begleiten. Die Zahlen auf dem Blatt Papier, das die Tierärztin uns zukommen ließ, sprich Lottes Blutwerte, sind Fakt. Fakt ist auch, dass die Dreibein-Queen wieder lacht, durch den Garten springt, sich von ihrem Lebenspartner Simon betreuen und von Kater Carlchen behandeln lässt. Fakt ist, dass Hündin Hannah, unsere sonst sehr engagierte Krankenschwester, achtsam Distanz hält und Lottes Würde nicht mit übertriebener Fürsorge schmälert. Fakt ist, dass meine Wölfin an Lebensqualität gewonnen hat durch die Liebe, Nächstenliebe, Fürsorge von Menschen und Tieren, die – ob einander bekannt oder nicht – zusammen arbeiten aus Nah und Fern. So wird seit dem Tag der Diagnose jede Nacht für mich eine geweihte Nacht, jeder Tag ein geweihter Tag durch pragmatisch gelebtes Christusbewusstsein. Lottes Weg kenne ich nicht. Und so soll es sein. Ich kenne heute nicht die Schritte, die wir morgen zusammen gehen werden.

Umso dankbarer bin ich, dass weder Angst noch Verzweiflung eine Chance hatten, sich in uns auszubreiten. Vertrauen und Liebe in Dankbarkeit aus tiefstem Herzen wünsche ich jedem, der dies liest, als Weihnachtserlebnis für sich, seine Lieben, in Gemeinschaft, oder alleine zu Hause. Denn in Wahrheit ist keiner von uns je alleine.

In diesem Sinne wünschen wir ein gesegnetes Weihnachtsfest, eine vertrauens- und liebevolle, geweihte Zeit!

Von Herzen, eure und Ihre

Claudia M. Struwe und die Wald – WG

Homeoffice, Vereinsamung, Existenzangst, etc. betreffen nicht nur uns Menschen. Die Tiere in unserem Umfeld tragen all das mit. Sie suchen nach Lösungen, gehen mit in unsere Emotionen und nicht wenige leiden dann unter maximalem Druck, weil sie nicht in der Lage sind, uns zu helfen. Das ist die eine Seite der aktuellen Situation. Dass wir Menschen aber andere Menschen brauchen, die uns mental und emotional begleiten, ist keine Frage und dass wir unsere Kommunikationen privater und beruflicher Natur auf digitale Medien verlagern (müssen) ebenfalls.

Umso wichtiger ist es – ich rede jetzt hier in erster Linie für die Tiere, was nicht heißt, dass dies nicht gleichermaßen für uns Menschen gilt – dass wir uns eine Struktur angewöhnen, die unseren tierlichen Mitwesen das Ertragen der digitalen Welt erleichtert. Egal, was wir denken und fühlen, unsere Tiere empfangen alles eins zu eins. Sie kennen unsere Kollegen und Kolleginnen, sie kennen unsere Sorgen, unsere Freuden, sie sind mit uns in unseren Erinnerungen und so weiter. Wer mit mir schon gearbeitet hat, dem ist das nicht fremd. Die Tiere, mit denen ich zusammen leben darf, sind es gewohnt und darin geübt, Kontakt zu anderen Tieren und Menschen aufzunehmen, mit ihnen zu kommunizieren und mich über ihre Gemütslage zu informieren. Auch hier, ähnlich wie in der digitalen Kommunikation, sind diese anderen Lebewesen nicht persönlich präsent. Der Unterschied aber ist, dieser Prozess läuft über das Große Ganze, was ich Gott nenne und über mich, meinen lebendigen Organismus und meine Seele, als Kanal. Diese beiden Faktoren entfallen bei PC, Handy, etc. Nach einer solchen, von mir geführten Verbindung werden meine Tiere neutralisiert, entlastet, gereinigt, sodass sie wieder Hund, Katze, Kaninchen im Hause Struwe sein können und sonst nichts!

Wenn aber ungefiltert und unbehütet die über Sprachnachrichten gesprochenen Worte in die Gehirne unserer Tiere hinein knallen, während die Personen, mit denen wir kommunizieren, nicht leibhaftig anwesend sind und somit von unseren Tieren nicht ganz erfasst werden können, sind die Tiere maximalem Stress ausgesetzt. Und das oft mal so zwischendurch. Jetzt kann sich jeder hoffentlich vorstellen, was dies mit den Gehirnen unserer Tiere macht. Die Synapsen im Kopf tanzen Samba und HippHopp gleichzeitig. Zwar läuft die Kommunikation auch über den Menschen, aber statt die eigenen Emotionen draußen zu lassen, was bei meiner Arbeit Voraussetzung ist, werden sie durch die Person, mit der man kommuniziert, hervorgerufen und/oder verstärkt. Unsere Tiere leben sie mit!

Ein weiterer Faktor, weshalb zum Beispiel gerade in der aktuellen Zeit auch viele Tiere unter Schlafmangel leiden oder unruhig schlafen und ihr Instinkt UNSEREN mentalen Abfall wegzuträumen versucht, ist das Blaulicht unserer digitalen Geräte. Es gaukelt uns und unseren Tieren vor, es sei Tag, wodurch das Gehirn nicht zur Ruhe kommen kann, wenn wir abends vor dem Schlafengehen nicht rechtzeitig den OFF Button drücken.

Was können wir tun, um diese Zeit unseren Tieren zu erleichtern?

Fangen wir mit dem letzten Punkt an. Mindestens eine Stunde vor dem Einschlafen sollte man sich von der digitalen Welt lösen. Für Menschen, die meinen, das nicht tun zu können, gibt es orangefarbene Brillen. Die Tiere aber hören nicht nur den Stromfluss, sondern auch das Tippen, etc. Sie können keine Brille aufsetzten und sie können sich nicht separieren.

Wenn Sie beruflich viel digital kommunizieren müssen, legen Sie Pausen ein, gehen mit ihrem Tier nach draußen, Indoorkatzen werden bespielt, aus dem Zimmer genommen, ein paar Leckerlie geworfen, Suchspiele gemacht. Generell schalten die Tiere besser ab, wenn sie gerade eine ihrer Hauptmahlzeiten intus haben, dann ist der Verdauungsapparat stärker mit physischer Verdauung beschäftigt, als mit mentaler.

Immer wieder den Tieren die Chance zu geben, draußen in der Natur ein Reset zu bekommen, ist unsere Pflicht. Wir haben sie in unsere vier Wände geholt und setzen sie unserer Welt aus. Ihnen zur Zeit häufiger, als sonst die Gelegenheit zu geben, unseren Müll loszuwerden, sollte selbstverständlich sein. Ganz abgesehen von dem positiven Effekt für uns selbst.

Privates Chatten kann man strukturieren, auch wenn es einige Disziplin erfordert, die allerdings ebenfalls unserer mentalen Verfassung zugute kommt. Nicht immer macht es Sinn, spontane Gefühle jetzt und sofort einer anderen Person mitzuteilen. Es hilft schon, die eigenen Gedanken erst einmal ganz konservativ auf ein Blatt Papier zu schreiben, liegen zu lassen, darüber zu reflektieren. Oftmals bleibt dann der Freundin, dem Freund ein Wutausbruch oder Ähnliches erspart. Natürlich brauchen wir Austausch, aber nicht JETZT und SOFORT. Wir halten uns ja auch an unsere Arbeitszeiten und chatten nicht mittendrin drauf los. Ebenso können wir achtsam mit den Köpfen und Seelen unserer Tiere umgehen.

All dies durfte ich, wie gesagt, durch meine Tiere und die Tiere der Menschen erfahren, die sie mir seelisch anvertrauen. Wieder einmal bedanke ich mich hierfür von Herzen!!

 

In diesem Sinne wünsche ich eine gesegneten Advent, aus dem Herzen gelebt und kommuniziert,

 

Claudia Struwe und Team

Still ruht dein Körper auf meinem Herzen. Wo gerade noch sich die Rhythmen unserer Herzen im Duett zum letzten Lied deines Lebens vereinten, ist es jetzt nur noch mein Herzschlag, den ich durch deinen leblosen Leib fühle. Es schlägt weiter für dich, mein Freund, während die Bäume dir ein Liebeslied flüstern und das Feuer im Ofen Geborgenheit knistert.

Keiner von uns kann so gut Grenzen setzen, wie du es konntest. Du hast jede Gelegenheit genutzt, um zu beweisen, dass Lehrbücher irren und jedes Tier eine eigene Persönlichkeit hat, unabhängig von Art und Rasse. Als Meister der klaren Kommunikation warst du ein wertvoller Kollege und ich habe unser Büro gerne mit dir bewohnt. Danke, dass du hier warst. Danke für deinen vertrauensvollen Heimweg. Mein Herz wird weiter für dich schlagen und sich für dich freuen. Genieße dein Sein. Ciao, Paulchen, wir sehen uns…..

 

Sonnenuntergang. Ich sehe sie nicht, die Sonne. Aber ich höre die Stimmung. Ich fühle den Frieden. Der Wald ist wach. Ich auch! Spannend ist es um uns herum. Aber wir sind zu dritt und in diesem Moment ist das wichtiger, als das, was um uns ist. Es wird von Tag zu Tag wichtiger und schöner, das Zusammensein. Jahre brauchte ich, um Vertrauen zu lernen. Vertrauen ist gut. Ich lerne es immer noch und weiß jetzt, Vertrauen und Liebe gehören zusammen. Und Liebe, das ist was ganz arg Großes. Ich bin ganz im Moment, höre die Schritte der Zweibeinigen, das Schnuffeln meiner Schwester, hie und da interessante Nachrichten am Boden……schönes Leben!

WAS IST DAS?!!! Menschen und Hunde. Vor uns. Ich rieche sie. Zwei Männer, zwei Frauen, fünf Hunde. Eben sind sie noch gelaufen, jetzt höre ich keinen einzigen Schritt mehr. Aber sie sind noch da, ihr Geruch steigt durch meine Nase mitten ins Gehirn. ALARM!! Plötzlich ist nichts wichtiger, als diese stille Gefahr. Die Stimme der Zweibeinigen höre ich nicht. Der Geruch meine Schwester neben mir wird überdeckt. KRAH! KRAH! KRAH! Haut ab!! Ich fresse euch, bevor ihr mich fresst!!! Ich sehe euch nicht, aber meine Zähne finden euch, das könnte ihr mir glauben!! KRAH! KRAH! KRAAAAAHHHHH! Hilfe, ich weiß nicht mehr, wo ich bin. Wo ist vorne, hinten, oben, unten? Mein Gehirn, es wackelt in meinem Kopf. Tausend Blitze toben darin.

„Maïna“ Die Stimme unserer Zweibeinigen schlüpft durch das Chaos in meinem Kopf. Maïna. Das bin ich. Dieses Wort verbinde ich mit Vertrauen und Liebe, ja, da war doch dieses Gefühl. Etwas in mir erinnert sich. Meine Zweibeinige. Meine Schwester. Sie sind bei mir. Wir sind vorbei, die fremden Gerüche liegen knapp hinter uns. Ich lebe noch und ich habe niemanden gefressen. Puh! Warte, du vertrauter Mensch, meine Ohren suchen deine Füße. Ich komme zu dir. Und da sitzt meine Schwester. Gut. Jetzt ist wieder alles gut. Ein bisschen Pudding habe ich noch im Kopf. Aus dem Menschenherzen neben mir schweigt es Liebe zu mir hin und ein Lächeln. Weiter? Ja klar, ich bin dabei. Ich gehe weiter. Mit euch. Ganz nah bei dir. Wir gehen weiter. Nach Hause.

Spanien, Mitte Februar 2021: Es bellt aus allen Richtungen, ein ca. einjähriges Hundemädchen versucht inmitten einer bunt gemischten Hundegruppe seinen Platz zu behaupten. Das ist nicht so einfach hinter Gitter auf sehr begrenztem Raum mit ständig wechselnden Gruppenmitgliedern. Aggression, Schmerzen, Verwirrung, Todesangst der Kollegen kriechen in ihre Nase und auch sie sieht sich des Sinnes ihres Lebens beraubt. Denn sie wurde gerettet von der Straße, auf der sie einen Sinn und eine feste Rolle hatte. Es ging einzig und alleine ums Überleben. Jetzt auch, aber hinter Gitter und niemand ist da, der ihr und ihren für sie fremden Artgenossen erklärt, warum und wozu. Gefangen, untergebracht, mit wohlwollender Tierliebe versorgt, um sie vorm Sterben zu bewahren und ein schönes Zuhause für sie zu finden. Das ist die Motivation der Tierschützer. Aber wer vermittelt das den Hunden? Sie erfahren die Beraubung ihrer eigenen Welt. Zweifelsohne werden diese Hunde von Qualen befreit durch Menschen, die über ihre Kraft hinaus rund um die Uhr im Einsatz sind, um das Leid zu mindern. Was aber ist der Preis, den die Hunde zahlen?

Emma, so nenne ich die Kleine hier, hatte Glück. Sie wurde von einer meiner Kundinnen entdeckt, die sich via Foto sofort schockverliebte. Ähnliche Emotionen, nur eben auf männliche Art, machten sich im Ehegatten der Dame breit. Einige Wochen zuvor durfte das hochbetagte Hundemädchen der Familie ihre für dieses Leben letzte Heimreise antreten. Da die jüngere Mithündin vom Tod ihrer Freundin nicht überrascht war, konnte sie das Alleinsein ganz gut verarbeiten. Aber der Platz eines zweiten Hundes war frei geworden und in all den Jahren, in denen ich mit Tierseelen kommuniziere, hat kein einziges Mal ein verstorbener Hund auch nur einen Hauch Eifersucht gezeigt, wenn zeitnah der nächste Vierbeiner ins ehemalige Zuhause einziehen durfte. Im Gegenteil. Nicht selten helfen die zeitweise immer noch fürsorgenden Seelen mit, den zu ihrer ehemaligen Familie passenden Hund auf alle erdenklichen und nicht erdenklichen Weisen in ihr früheres Zuhause hinein zu manipulieren. Aber das ist eine andere Geschichte. So durfte Emma nun bald in ihr neues Zuhause einziehen und ich durfte sie darauf vorbereiten. Wie immer bat ich meine Kundin um Bild- und Tonmaterial aus Hundesicht von jedem Detail des neuen Umfeldes und den Stimmen der Bewohner. Als ich mit der Kleinen in Spanien Kontakt aufnahm, übertönte aufgeregtes spanischsprachliches Stimmengewirr alle anderen Geräusche. Nachdem ich mich daran gewöhnt hatte, konnte ich mich darauf konzentrieren, das Wesen Emma mental zu orten. So filterte ich sie aus dem Gewirr des Tierheimes heraus und nahm sie ins Visier. Nach ein paar Minuten reagierte sie in etwa so, wie ein Mensch, dem man in einer Menschenmenge von hinten auf die Schulter tippt. Sie fühlte, sie war angesprochen. Ich stellte mich ihr vor, gab ihr Zeit, mein Wesen zu erforschen und Vertrauen zu mir aufzubauen. Auf diese Weise besuchte ich sie ein paar Mal am Tag über mehrere Tage hinweg. Ich wollte sie nicht unnötig verwirren, also hielt ich mich einfach nur in ihrem Energiefeld auf, um sie kennenzulernen, aber ohne ihr eine Nachricht zu übermitteln. Zwei Tage vor ihrer Abreise stellte ich bei einem dieser Besuche fest, dass sie nervös war, weil ihr die Unruhe der Mitarbeiter des Tierheimes nicht verborgen blieb. Deshalb begann ich, ihr – ohne zu sehr ins Detail zu gehen – zu zeigen, dass sie bald mit anderen Hunden zusammen eine Reise antreten würde. Damit verbunden schickte ich ihr ein gutes, entspanntes Gefühl. Von da an wusste sie, ihre Existenz im Tierheim hatte einen bestimmten Sinn und das Ziel war, ihr für den Rest ihres Lebens Geborgenheit und Sicherheit in einem hundelieben Haushalt mit einem anderen Hund und zwei Menschen zu geben. Am nächsten Abend bekam sie exakte Details. Alles, was ich im Vorfeld an Informationen, Bildern und Geräuschen zusammen gesammelt hatte, schickte ich ihr auf meine bewährte Art und Weise. Äußerst gespannt interessiert und hochkonzentriert nahm das kluge Mädchen meine Ausführungen in sich auf.

So ergab es sich, dass sie während der langen Transportreise laut Aussage einer Transportbegleiterin als einziger von 35 Hunden die Ruhe bewahrte. Am Übergabeort angekommen, scannte sie die Menge der wartenden Menschen durch. Nachdem ihr Blick an ‚ihrem’ Menschen hängenblieb, übernahm Emma die Führung und  zog die Tierschützerin, die sie an einer Sicherheitsleine aus der Transportbox befreit hatte, schnurstracks und sehr zielstrebig zu ihrer neuen menschlichen Gefährtin hin. Am Auto angekommen, nahm sie sofort auf der ihr durch mich bekannten Hundedecke platz und verhielt sich zur Überraschung der Tierschützerin, als sei sie nie woanders gewesen. Auch im neuen zu Hause angekommen zeigte sich deutlich, dass für sie weder die Umgebung, noch die Lebewesen darin unbekannt waren. Die beiden Hunde haben sich schnell in ihre jeweilig neuen Rollen eingefunden.

 

Dies ist eins von vielen Beispielen, wie sehr die Tiere bereit sind, mit uns in wahrhafte Kommunikation zu treten. An dieser Stelle bedanke ich mich sehr für das Vertrauen der Menschen, die mich bitten sich und ihre Tiere in den unterschiedlichsten Situationen und Prozessen zu begleiten, sei es ein Umzug, der Umgang mit der Krankheit der Tiere oder der ihrer Menschen, Ängste, Vorbereitungen auf einen Tierarztbesuch, eine OP, ein neues Leben in einer anderen Familie oder auch aufs Sterben. Die Akzeptation der Würde, Denkfähigkeit und des tiefen Gefühlslebens der Tiere nimmt bei den Menschen stetig zu. Aus meiner Sicht und Erfahrung macht es Sinn, diese innere Haltung der Tierwelt gegenüber mit bodenständiger Erdung und aufrichtiger Menschenliebe zu verbinden. In diesem Sinne noch einmal herzlichsten Dank all jenen, die ich im Rahmen meines Tuns kennenlernen durfte und darf.

 

Ihre und eure

Claudia M. Struwe