Neuigkeiten (Blog)

Wenn´s der Peppa mal nicht gut geht, und das kommt öfter vor bei neunjährigen Kaninchen, dann ist die erst mal eine ganze Weile grantig zu ihrem Emil. Naja, denke ich dann, sie wird halt wieder von den Hormonen gejagt. Und der Emil, der ist so was von geduldig und verständnisvoll und maximal deeskalierend, dass ich dann tatsächlich ein Weilchen zuwarten kann.

Ihr fragt euch jetzt, ob ich sie nicht fragen kann, was sie hat. Klar, kann ich. Aber dass ich Tiere verstehe, heißt nicht, dass sie mit mir „reden“ wollen. Schon gar nicht, wenn ich so grausam war und sie im Sommer aus meinem Büro in ihr 12 qm großes Gehege umgezogen habe. „Ausgesetzt!!! Ausgesetzt hat sie uns. Sie will nix mehr mit uns zu tun haben. Aber die Hunde und die Katzen, die dürfen bleiben!! DIEEEE müssen nicht raus. Hier verliert man sich ja in diesem mardersicher vergitterten Verlies!!!“ So oder so ähnlich haben sie sich offensichtlich gefühlt. Also wenn ein Kaninchen so von dir denkt, brauchst du gar nicht den Versuch zu machen, mit ihm Verbindung zu bekommen. Zumindest nicht, wenn es Peppa heißt. Aber da ist dann ja noch der feinfühlige Emil. Als es ihm dann doch zu viel war, ging er in Sitzstreik. Er positionierte sich da draußen so, dass er mich mit magnetischem Blick ins Küchenfenster zog, von dem aus ich ihn gut sehen konnte. Zack, prallte mir sein Wunsch entgegen, den ich in etwa so übersetzen könnte: „GEH MIT DER ZUM ARZT! SCHNELL!! DAS HALTE ICH NICHT MEHR LANGE AUS. MIT DER STIMMT WAS NICHT.“ Sein Wunsch ist mir Befehl, zumal mir auffällt, dass sie ihre Äuglein zukneift und sich anders bewegt, als sonst. Also, ab zur Tierarztpraxis mit der Patientin. Und als wir zwei uns kurz darauf bei der Tierärztin im Behandlungsraum wiederfinden und Peppa untersucht wird, gibt das vorwurfsvolle Kaninchen, das mich seit Sommeranfang nicht mehr mochte, mir endlich doch ein Signal. Ich bespreche das mit der Tierärztin und mit Röntgenbild etc. wird ein Behandlungsplan erstellt. Emil wollte alleine zu Hause warten. Der war heilfroh, mal für eine kurze Zeit seine Ruhe zu haben. So ganz nebenbei reduzierte sich der Futtervorrat auf gespenstische Weise um mindestens die Hälfte während der Zeit unserer Abwesenheit. Noch als wir zurückkommen, liegt er glückselig versunken mittendrin in der bunten Auswahl an Frischkost. Endlich mal in Ruhe fressen! Nun heißt es, wieder zurückziehen in das räumlich sehr viel kleinere Büro, also eigentlich MEIN Büro, aber wer braucht schon ein Büro, wenn er einen Esstisch hat! Ich muss sie im Blick haben, meine Langohr-Omi! Jetzt leben die zwei wieder bei der Familie, ich stalke Peppa morgens, mittags, abends, nachts und während ich das kränkelnde Mädchen mit seinen Medikamenten versorge, kann die herdenschützende Hündin Polly ganz genau schauen, ob es nicht zwei, drei Streicheleinheiten zu viel von mir bekommt, die ihr dann fehlen könnten. Dass die Dinger mengentechnisch unbegrenzt zur Verfügung stehen, – es sei denn, mein Zeitplan funkt mir dazwischen -, hat sie noch nicht verstanden. Oder sie hat das verstanden und weiß, DASS mir mein Zeitplan öfter mal dazwischenfunkt. Das wohl eher.

Auf jeden Fall sind Emil und Peppa jetzt wieder ein Liebespaar und mich mögen sie auch wieder ein bisschen mehr (schaumermal, wie lange). Peppas Genesung wird dauern und ich werde ihr weiterhin gute Sachen ins Mäulchen träufeln. Aber das ist halb so schlimm, jetzt wo wir uns wieder alle lieb haben.

FÜR SIMON 14.03.2024

AUGE IN AUGE DER TRENNUNG ENTGEGEN.

DIE NADEL SITZT. ENTWEICHENDES LEBEN

SUCHT LIEBEND MEINEN FESTEN BLICK.

VON NUN AN GEHT KEIN WEG ZURÜCK.

KOPF AN KOPF ATMEN WIR STERBEN.

IM GLEICHKLANG. IM FRIEDEN. IM STÄRKER WERDEN.

WIR HABEN ENTSCHIEDEN UND SO GESCHIEHT,

WAS NUN ALLEIN DIE SEELE SIEHT.

ICH BLEIBE NICHT

IM SCHÖPFUNGSLICHT.

ES STRAHLT DEIN UNENDLICHES SEIN

IN´S ALL UND IN MEIN HERZ HINEIN.

BE – SEELT ZURÜCK

BIN ICH IM GLÜCK.

Deine Schwester aus der Ewigkeit in die Ewigkeit          (Claudia Maria Struwe)

Simon. Mein Bruder. Der erste Blick in deine Augen veränderte meine Welt!

Gefährte, Begleiter, Wegweiser, Weltenöffner, Mitarbeiter, Heiler, Psychologe, Sozialarbeiter. Simon. Der Hund an meiner Seite. Rumänischer Kämpfer auf drei Beinen, Wald-“Besitzer“, Revierverwalter, Ordnungshüter, Bandenchef, Rüde-Rüde.

Vierzehn Tage sind es heute her, dass deine Seele den Hund an meiner Seite zum zweiten Mal verlassen hat. “Dieses Mal wird unser gemeinsamer Weg nicht wegen meiner Beine enden.“, gabst du mir im Mai 2023 zu verstehen, als ich weitere Möglichkeiten suchte, dir deine Schmerzen zu nehmen. Alle Optionen schienen ausgeschöpft, sodass dir nur noch der kurze Weg in den Garten blieb, den du eigenbeinig gehen konntest. Ins Haus musste ich dich oft zurücktragen. Immer wieder hast du meine Gedanken unterbrochen, wenn ich dich bat, mir den passenden Moment zu zeigen. “Es geht mir gut, lass mich noch hier.“ Selbstverständlich erfüllte ich dir diese Bitte, zumal ich fühlte, dass du auf etwas wartest, was du mir nicht verrätst. Obwohl das Wissen deines nahenden Todes über uns schwebte, hatten wir noch einige wunderschöne, innige, liebevolle, fröhliche Monate. Die Traurigkeit, die mich von Zeit zu Zeit überkam bei dem Versuch, mir ein Leben ohne dich vorzustellen, wischtest du lächelnd mit einem Schwanzwedeln beiseite. Du ließest es dir nicht einmal nehmen, trotz deiner zunehmenden Schwäche so manchem deiner zwei- und vierbeinigen Freunde bei unserer Arbeit Herz und Augen zu öffnen. Dass du nicht mein einziger Patient warst, störte dich nicht. Verständnisvoll und geduldig teiltest du meine Aufmerksamkeit mit den anderen. Wenn in so manchen Nächten meine Blicke durchs Fenster in der stillen Dunkelheit des Waldes Geborgenheit tankten, drücktest du deinen Rücken an meinen Bauch, nahmst mich mit in deine Atmung und wir glitten gemeinsam in den Schlaf. Auch wenn ich dabei zunehmend den leisten Pfeifton aus deiner Lunge wahrnahm, fühlte ich zusammen mit dir dieses tiefe Vertrauen. Wir waren geliebt, beschützt und geführt.

Doch dann wurde ich vom Leben überrascht. Es stellte nun mich an die Schwelle meiner eigenen körperlichen Existenz. „Ich nehme das mit, wenn ich gehe“, begann unsere Diskussion, nach der du mich glauben ließest, meine Ansage akzeptiert zu haben. In Wahrheit aber hattest du schon den Plan in der Tasche. Dank der Wachsamkeit und Fürsorge meiner Tochter und des schnellstmöglichen Einsatzes meines Arztes konnte ich bald das Ruder meines Lebens und eurer Obhut wieder selbst in die Hand nehmen.

14.März 2024. Du atmetest schwer. Dreißig Atemzüge in der Minute. Mir wurde unbehaglich zumute. Draußen schien die Sonne. Ein einziger Sonnentag, umrahmt von tristen Regentagen, für dich! Langsam und dankbar legtest du dich in dein weiches Bett, das ich dir auf der Terrasse gerichtet hatte. Ich kenne niemanden, der die Sonne so sehr genießen kann, wie du es getan hast. Unsere Augen trafen sich und verweilten ineinander. “Du wirst nicht leiden!“, versprach ich. Einundvierzig Atemzüge. Dein Blick folgte mir, als ich in unser Häuschen ging, um Clara anzurufen. “Mama, es wird Zeit.“, bestätigte mich meine Tochter. “Fährst du mit? Dieses Mal brauche ich dich für den Rückweg.“, bat ich sie. Ungewöhnlicher Weise war das Wartezimmer leer. Ein kurzer Austausch mit der Tierärztin machte den Weg frei für die finale Entscheidung, – für deine Freiheit. Von nun an galt unsere stille Aufmerksamkeit dir allein. Während sie schweigend alle Vorkehrungen traf, wiegte ich dich in meinen Armen, wie ein Baby. Ja, ich musste ein paar tiefe Atemzüge nehmen, um nicht zu weinen. Es ging jetzt nicht um mich. Du brauchst mich stark. Ich bin dein Halt. Das ist das Mindeste, was ich dir zurückgeben kann für elf wundervolle Jahre meines Lebens! Ich bin dein Anker, dein Boden, von dem aus du deinen freien Flug starten wirst. Die erste Nadel mit der Narkose saß und während die Flüssigkeit langsam in dich eindrang, drehtest du, fest in meinen Armen liegend, deinen Kopf so weit nach hinten, wie nur möglich und suchtest mit deinen klaren Augen meinen Blick: “ Geh mit mir mit!“, sprachen sie, “Ich liebe dich unendlich.“ “Ja, mein Bruder, ich gehe mit.“, antwortete die Liebe in mir. Und so begleitete ich dich, meinen Gefährten, Begleiter, Wegweiser, Weltenöffner, Mitarbeiter, Heiler, Psychologen, Sozialarbeiter, den Hund an meiner Seite, den rumänischer Kämpfer auf drei Beinen, Wald-“Besitzer“, Revierverwalter, Ordnungshüter, Bandenchef, Rüden-Rüden bedingungslos und ewig liebend zurück in seine Heimat. An der Schwelle zur Ewigkeit überließ ich dich dem freien Flug ins Über-All, wo wir uns eines Tages wieder finden werden. Ich kehrte zurück in mein Leben zu meinen anderen Wegbegleitern, Gefährten, geliebten Familienmitgliedern. Du wirst nicht mehr zurückkehren. Nicht als Hund, Katze, Vogel, was auch immer. Du bist frei in Ewigkeit und das erfüllt mich mit unendlicher Freude. Ich bin um einen Hund ärmer und um so viel Unaussprechliches, Grenzenloses reicher. Deine drei Mädels und auch ich, wir werden Zeit brauchen, um uns neu zu strukturieren. Doch wir sind auf einem guten Weg. Immerhin sind wir gut begleitet von einer fachkompetenten Seele aus dem Himmelreich.

Simon. Mein Bruder. Der letzte Blick in deine Augen veränderte meine Welt.

Deine dich ewig liebende Schwester   (Claudia Maria Struwe)