Hallo Freunde!

Ich war ja einmal das, was viele Leute als ‚Angsthund’ bezeichnen. Man kann sagen, ich hatte wirklich die Hosen voll, hätte ich denn damals, als ich von Rumänien in Deutschland ankam, welche angehabt. Als ich bei meiner Zweibeinigen einzog, war ich durch meine Pflege-Zweibeinige und ihre Vierbeiner innerhalb einer Woche schon gut vorbereitet. Abgesehen von der Versorgung meiner Wunden, machte sie es mir so leicht wie nur möglich, mich in ihrer Wohnung einzugewöhnen. Durch ihr unkompliziertes, stets für uns Hunde aktives Wesen und ihre Erfahrung im Umgang mit Hunden wie mir,machte sie kein großes Trara um mein Schicksal, sondern holte mich da ab, wo ich stand. So kam es natürlich auch, dass ich ihren Schoß, sowie ihr Bett und auch ihr Sofa ab und zu erobern durfte, soweit es meine Artgenossen dort akzeptierten. Kurze Zeit war ich bei ihr, bis mich meine jetzige Menschenpartnerin entdeckt hatte. Sie hatte mein Gesicht gesehen auf der Seite des Frankenthaler Tierheimes – und mich ‚erkannt’. Auch ich hatte dort, wo ich war, gefühlt, dass eine verwandte Seele mich wohl gerade ‚sieht’. Dass ich auf drei gesunden Beinen lebe, war und ist für sie eine Tatsache, die eben zu mir gehört. So brachte mich meine Pflegemenschin wenige Tage nach unserer Internet-Bekanntschaft in mein neues Heim.

Dort stand ich nun. Auf meinen drei Beinen. Mitten im sogenannten ‚Paradies’. Das hieß für mich damals: Eine alte, dominante Hunde-Omi begutachtete mich, beobachtete jeden meiner Schritte und nahm mein Essverhalten, sowie mein Schmusebedürfnis stets kontrollierend unter die Lupe. Sie hatte zwar zugestimmt, als sie gefragt wurde, ob ich dort einziehen darf. Aber das hatte sie unserer Zweibeinigen zuliebe getan. Und ein klein wenig auch, weil sie viele Jahre lang unter dem Schutz ihres großen Schwarzen gelebt hatte, der schon lange nicht mehr auf dieser Erde weilt. Deshalb gab sie mir trotz allen Misstrauens die Möglichkeit, irgendwann einmal ihr Freund zu werden. Aber sie hatte auf jeden Fall die Hosen an, die kleine Lusy! Dann waren da noch diese vielen fremden Geräusche! Blätter, die sich im Wind bewegten. Vögel, die von den Bäumen zwitscherten. Kreissägen, die Baumstämme zerkleinerten. Flugzeuge über uns. Ab und zu ein Auto auf dem Weg vor unserem Gelände. Fremde Menschen, die sich über mich beugten und mich streicheln wollten. Der Wind, der durch den Wald pfiff. Regen, der mein Fell veränderte. In der Smeura hatte es so etwas nicht gegeben. Wege mit Steinen. Eine Riesenherausforderung für einen unbemuskelten Dreibeinigen! Ein Halsband, das mich an die Schlinge erinnerte……darüber möchte ich nicht mehr reden. Und Vieles, Vieles mehr machte mir ein schlechtes Gefühl.

‚Felix’ hieß ich damals. Man wünschte sich, dass ich glücklich werde. Meiner Zweibeinigen gefiel der Name. Aber immer, wenn sie ihn aussprach, fühlte sie, dass es nicht der Name war, dessen Information bei mir wirklich ankam. Es blieb ein schwaches Gefühl in den Beinen, etwas Unsicheres in meinem Körper. Da ich nun schon neun Jahre bei meiner Familie lebe und mit meiner Zweibeinigen für andere Tiere und Menschen arbeite, weiß ich inzwischen mehr über Namen. Wenn sie am Telefon über ein Lebewesen spricht und dessen Namen hört,kann sie schnell Einiges über dessen Leben sagen. Sie weiß es, weil Namen bestimmte geistige Informationen in sich tragen. Diese, in Verbindung zum Unterbewusstsein des Lebewesens, das ihn trägt, ist für sie wie ein Schlüssel zu seiner Seele. Das nur zu Erklärung, warum sie mich irgendwann fragte, wie ich denn heißen wolle. Ich sah sie damals an und schickte ihr eine Information. Daraus bildete sich in ihrem Kopf der Name ‚Simon’. Lächelnd nickte sie, sich an Simon Petrus erinnernd, mit den Worte: „Klar, mein Junge. Wenn dich das sicher macht, bist du ab heute Simon.“ Allerdings muss mein Name englisch ausgesprochen werden. Ich sage euch, das hat wirklich etwas in mir verändert. Ich fühlte mich mehr Ich.

Außerdem bewahrte meine Beschützerin mich vor langen Ausführungen über den Verlust meines linken Vorderbeines. Jedes Mal, auch heute noch, wenn sie gefragt wird, was denn da passiert sei, erwidert sie freundlich bestimmt, dass sie darüber nicht reden will. Dieses Thema gehört der Vergangenheit an und es gibt keinen Grund, sich darüber näher auszulassen, teilt sie interessierten, mitleidvollen Menschen mit. Ich bin sehr froh darüber. Denn immer, wenn man darüber sprach, was ich wohl erlebt haben mag, tauchte die Erinnerung wieder in mir auf. Mein Unterbewusstsein war mitten in vergangenen Grauen drin und kam nur mit behutsamer Führung meiner menschlichen Freundin dort wieder heraus. Also hatte sie sich entschlossen, fragende Blicke mitfühlender Menschen zu ignorieren.

Ähnlich pragmatisch handelte sie bei diesen Dingen, Situationen und Herausforderungen, die bewirkten, dass ich anfing, zu zittern, mich unwohl zu fühlen. Sie erkannte, was es war und ließ mir Zeit. Beim Spaziergang setzte ich mich hin, sobald ein Flugzeug über uns flog. Ganz lang schaute ich in den Himmel, auch als es längst schon für die Augen verschwunden war. Sie wartete. Omi Lusy wartete mit. Dann ging es weiter, ganz normal, als sei nichtes gewesen. Sie erwartete nicht einmal, dass ich die Angst vor diesem Ding da oben, mit dem schrecklichen Geräusch verliere. Mit meiner Angst vor dem Halsband ging sie derart um, dass sie mich in die Entscheidung, was da von nun an um meinen Hals gelegt werden sollte, mit einbezog. So wurde eine Stelle meines Körpers, der in der Vergangenheit Schaden zugefügt wurde, mit liebevoller Fürsorge und meiner Selbstbestimmung bedacht. Ohne zu fackeln zog sie mir das Ding dann an und es war gut so. Von da an war meine Angst vor einem Halsband vergessen und es wurde nicht mehr darüber gesprochen.

Es gab noch viele solcher Situationen, die wir, meine Zweibeinige und ich, gemeinsam besprachen, bearbeiteten und neu definierten. Ein ganzes Jahr lang waren wir damit beschäftigt. Sie sorgte sich nicht übermäßig um mich, machte mir keinen Druck, ließ mich meine Angst benennen und machte mir klar, dass genau diese Angst in Rumänien mein Leben rettete. Also war sie ja für etwas gut. Sie machte mir Vorschläge, wann es in meinem neuen Leben sinnvoll ist, Angst zu haben, sodass ich sie behalten konnte. Und sie besprach mit mir, wann es mehr Sinn macht, meinen Mut, meine Tatkraft und meinen Biss hervorzukramen, – Eigenschaften, die ich ebenfalls in meiner Heimat erlernt hatte. Immer wieder zeigte sie mir, wo ich mutig, tapfer, erfolgreich war und bin, – all das formte meinen wahren Charakter heraus, über den sich die Angst gelegt hatte, wie ein Schleier. Nun hat sie ihren Platz in mir und sie darf da sein, diese Angst. Es ist gut, dass sie da ist und ich kann sie heraus holen, wenn ich will. Dadurch, dass ich das weiß, brauche ich sie fast gar nicht mehr – dort, wo ich jetzt lebe. OK, ich gebe zu, das mit dem Biss kommt ab und zu an den falschen Stellen noch durch, aber hey, ich bin, wie ich bin und genau so nimmt sie mich!

Ich muss niemanden Leid tun, im Gegenteil, für viele Menschen und Tiere bin ich heute eine hilfreiche und segensvolle Begleitung. Denn ich weiß, was Angst ist. Ich weiß, was Leid ist. Ich weiß, was Sinn macht und was nicht. Ich weiß, dass ich gut bin, wie ich bin und dass ich einfach ein toller Kerl bin! Niemals nennt unsere Zweibeinige mich ‚niedlich’, ‚süß’ oder Ähnliches. Ich bin ihr Simon, ihr Gefährte, ihr Partner, ihr Mitarbeiter, ihr Kollege. Oder auch ihr Knuddel, ihr Hibbedibbl.. Nie war ich für sie ein Angsthund. Nennt Hunde, die in manchen Situationen Angst haben, bitte einfach nur Hunde, die in manchen Situationen Angst haben. Dann haben sie eine Chance, ihren Charakter zu finden.

Euer Simon

Hallo ihr Lieben!

Gestern, Karfreitag, saß ich vor dem PC, die Finger auf der Tastatur und wollte einen Osterbrief verfassen. Naja, was soll ich sagen, offenbar war ich nicht in der rechten „Verfassung“. Normalerweise, wenn ich für euch schreibe, bin ich sofort in der Anbindung, fühle meine Finger geführt von der geistigen Welt und mein Schreiben gelenkt von der Liebe zum Leben. Aber es kam NICHTS. Eine ganze Weile saß ich da und versuchte, das zu verstehen. Stille. Gut, dann dieses Jahr eben nicht. Wer weiß, wofür es gut ist, möglicherweise werde ich davor geschützt, mir ordentlich den Mund, bzw. die Finger zu verbrennen.

„War das in Ordnung? Seid ihr damit einverstanden? Gibt es einen anderen Zeitpunkt, den ihr für geeignet haltet? Wenn ja, gebt mir ein Zeichen.“ Mit dieser Bitte übergab ich am Abend mein Bewusstsein in das Land der Träume. Als ich heute Morgen mein Handy aktivieren wollte, musste ich feststellen, dass ich es an das falsche Ladekabel angeschlossen hatte. Ich stöpselte es aus und suchte das passende Kabel. „Siehst du. Darüber sollst du schreiben!“ „Bitte??“ „Du siehst, was geschieht, wenn dein Handy mit dem falschen Kabel an die Steckdose gekoppelt wird. Schau einmal hin, ganze 7% wurden über Nacht aufgeladen!“ Ich stand auf der Leitung. „Bitte werdet deutlicher, ich bin noch müde!“ Mit einem leichten Anflug von Trotz machte ich mich daran, das Hundefutter zu richten, die Katzen zu füttern und das Gemüse für die Kaninchen aus dem Kühlschrank zu holen. Dabei erinnerte ich mich an ein paar Szenen aus den Geschehnissen der vergangenen Tage. Unter der plötzlich eingetretenen Schneelast waren abends die Bäume hier im Tal umgefallen, wie Streichhölzer. Aus allen Richtungen hallte lautes Krachen und Knallen durch den Wald. Kurze Zeit später waren alle Häuser dunkel und still. Sehr still. Mein erster Griff zum Handy, um sicherzustellen, dass es meinen Kindern gut gehe, war zwecklos. Keine Verbindung. Ich ging nach draußen und schaute nach den Bäumen ringsum. Von da schien im Moment zumindest keine Bedrohung auszugehen. Wie aber steht es um die Kinder? Ich wusste, mein Sohn ist unterwegs, meine Tochter und ihre Familie leben nicht weit von mir, ebenfalls mitten im Wald. Es war die Zeit, zu der sie oft noch eine kleine Runde drehen mit ihrem Hund. Mein Hirn tanzte Samba, das mütterliche Kopfkino war hochaktiv. „Stop!“, sagte es in mir. „So geht das nicht!“ Würde ich jetzt in die Angst gehen, dann dauerte es nicht lange, bis meine Tiere diese Emotionen übernehmen und schon hätte ich hier Chaos pur. Außerdem bringt es niemandem etwas. Selbstverständlich hätte ich mich gerne ins Auto gesetzt,um mich von der Unversehrtheit meiner Familie zu überzeugen. Doch der Weg war übersät mit umgestürzten Bäumen. In solchen Momenten erinnere ich mich an die Metapher vom schlafenden Jesus im Sturm im Boot. Ja, Vertrauen. Ich entschied mich zu vertrauen. Und ich machte ein Update. Was, wenn die große Tanne hinter meiner kleinen Hütte…….Die Frage nach der Beendigung des Lebens in meinem Körper hatte ich mir in letzter Zeit, wie so Viele, ein paar Mal mehr gestellt, als sonst. Wieder kam ich zu dem Schluss: Das für mich Wichtigste ist, dass meine Kinder wissen, wie sehr ich sie liebe. Was also kann passieren? Wenn die geistige Welt der Meinung ist, dass ich hier meinen Job noch weitermache, dann wird sie mich beschützen. Wenn nicht, geht es drüben weiter, wie auch immer. Nun hatte ich mir eine Basis geschaffen, von der aus ich mich der Beantwortung meiner Fragen widmen konnte. Mit Angst im Kopf geht das nicht. Mein inneres Auge suchte meine Tochter und ihre Familie. Ich sah meinen Schwiegersohn vor mir, verbunden mit dem Gefühl der Sicherheit. Ja, auf ihn kann ich mich verlassen. Später erfuhr ich, dass er zusammen mit seinen Nachbarn zu diesem Zeitpunkt mit der Evakuierung vieler, im Schnee- und Verkehrschaos steckender Menschen beschäftigt war,nachdem er seine Familie mitsamt allen Tieren in Sicherheit wusste. Ich fühlte mich in meinen Sohn hinein. Da mein Körper mir in solchen Fällen als Seismograph dient, konnte ich erfahren, dass er in Gefahr war. Oha! Das war nicht das, was ich fühlen wollte. Aber die Körperstelle, die reagierte, zeigte an, dass die Gefahr nicht mehr bestand. Nun ja. Das mag mehrere Gründe haben. Also fragte ich meinen Vater, der uns seit 13 Jahren als Seele begleitet. Von ihm erreichte mich besänftigende Ruhe. Gut. Dann gab es für mich nichts weiter zu tun. 22 Stunden später, als wir wieder Strom hatten und telefonieren konnten, erfuhr ich von meiner Tochter, dass er sich zwei Mal auf der Autobahn gedreht, aber wieder seine Spur gefunden hatte. Doch diese Information hatte ich bisher noch nicht. Mit der Taschenlampe neben dem Kopfkissen legte ich mich ins Bett,umringt von drei Hunden und drei Katzen. Wir schliefen alle gut. Am nächsten Morgen hallten die Kreissägen der tatkräftigen Männer unseres Ortsteiles durch das Tal. Telepathischer Fähigkeiten bedurfte es nicht, um zu wissen, welche das wieder einmal waren, die unverzüglich handelten. Für mich gab es nichts zu tun, außer die, die wollten, mit Kaffee und Suppe zu versorgen. Was im Alltag ab und zu durchaus zeitraubend und lästig scheint,war nun mein Vorteil. Ich brauche keinen Strom, um Kaffee zu kochen. Zu dritt standen wir vor meinem Häuschen, als am Vormittag mein Schwiegersohn kam. Zu Fuß. Meine Tochter hatte ihm zwar in der Nacht schon gesagt, dass es, abgesehen von der Gefahr, keinen Sinn mache, jetzt nach mir zu schauen,weil sie davon ausging, dass ich im Bett lag und schlief. Aber er hatte keine Ruhe gefunden, bis er mich sah. Alle gingen wohlbehalten und unverletzt aus dieser Situation heraus, Gott sei Dank.

Und was hat das alles jetzt mit Ostern zu tun? Was feiern wir denn in diesen Tagen? Osterhasen, bunte Eier und getötete Schafbabys? Oder einen Menschen, der uns immer wieder klein macht und schuldbewusst, weil er für unsere Sünden gestorben ist? War das Jesu Absicht? Oder war er möglicherweise zu bescheuert, rechtzeitig zu fliehen oder Kompromisse einzugehen, die sein Leben hätten retten können? Oder war er vielleicht von allumfassender Liebe und seiner Mission beseelt und ging seinen Weg, wie er fühlte, dass er sein sollte? Ließ er sich für sein Wissen und seine Passion ans Kreuz nageln,weil er wusste, dass dieses Ende ein Anfang war? Für die Menschen, die ihn verstanden hatten? Kann es sein, dass er die Himmelstore aufriss, um uns zu demonstrieren, dass wir begleitet werden aus der geistigen Welt? Dass sie den Kontakt zu uns wünscht, um uns auch ganz pragmatisch zur Seite zu stehen? Kann es sein, dass er uns so gezeigt hat, dass auch wir am Ende nur die Seiten wechseln und unser Geist nicht verloren geht? Ihr Lieben, wer mit mir schon gearbeitet hat, weiß, aus welcher Gnade heraus ich das sein darf, was ich bin. Ohne euch, eure Tiere und die Führung aus der geistigen Welt wäre mir das nicht möglich und dafür möchte ich heute aus tiefstem Herzen danken.

Ich wünsche euch und mir, während wir feiern, mit unseren Lieben zusammen sind und ja, während wir Schokoladeneier verschenken und so weiter, dass wir immer wieder überprüfen, ob wir an das Ladekabel angeschlossen sind, das uns optimal versorgt.

In diesem Sinne, gesegnetes Osterfest!

Claudia Struwe und ihr gesamtes Team

11.11.2021

„Quäle mich nicht mit Tabletten und Zeugs, von dem mir übel wird. Ich habe einen guten Job gemacht. Wir hatten eine gute Zeit und ich habe die Krone für die Gruppe gerne getragen. Nun dient mir der Körper nicht mehr. Ich werde ihn bald verlassen. Lange Zeit hatten wir noch zusammen, seit die Ärztin gesagt hatte, es gehe mit mir dem Ende zu. Aber du hast auf meine Wünsche geachtet, mir mehr Zweisamkeit mit dir geschenkt, ein paar Minuten am Tag. Das gab mir den Sinn und die Kraft, es bis zur letzten Zelle meines Körpers mit dir auszukosten. Du hast mir von unserem ersten gemeinsamen Tag an eine Höhle gegeben, Rückzug gewährt, mich mit meiner Vergangenheit versöhnt. Du hast meine Gebärmutter weinen lassen, bis der Schmerz über meine getöteten Kinder ausgeweint war. Du hast sie schon gesehen, da drüben. Ich auch. Sie warten auf mich. Ich werde sie bald wiedersehen. Halte dir die nächsten Tage frei. Vor Weihnachten noch. Und nun werde ich die letzten Tage mit euch genießen. Meine Krone werde ich in Würde absetzen und du wirst sie tragen. Schaue genau hin, fühle dich hinein, es ist kein leichter Job. Ich zeige dir noch alles, was du zu tun hast. Du machst das schon!“

 

23.12.2021

Dein Timing ist perfekt, Lotte. Du hast nicht mehr darüber gesprochen, warum auch. Es war ja alles gesagt. Unsere Freundinnen halfen dir durch die letzte Zeit hindurch mit medizinischen Tipps und Infusionen, so konntest du tatsächlich dein Leben hier bis zur allerletzten Sekunde auskosten! So ganz nach deiner Art. Ich werde deinen Blick nie vergessen, als du mich gestern gebeten hast, noch ein letztes Mal deinen Buggy den Waldweg hochzuschieben, mit dir in aufrechtem Sitz mit stolzem Blick. Dem unverwechselbaren Lotte-Blick, der bei all deiner Klarheit nicht frei war von Wehmut, als er über jeden Stein, die Erde und deinen Wald glitt. An manchen Stellen wolltest du mit deiner Nase noch einmal eintauchen, so dass ich deiner Bitte, dich hie und da aus dem Buggy zu tragen, liebend gerne nachkam. Drei Schritte, mehr ging nicht mehr. Aber die bist du gegangen. Mit Pausen. Zu Hause angekommen wussten wir alle, das wird unsere letzte gemeinsame Nacht mit deinem irdischen Körper sein. Die anderen machten dir Platz im Bett und du legtest dich unter meinen Kopf mit deinem superweichen Fell. Ich fühle und rieche es noch heute. Deinen Blick werde ich nie vergessen, als du am nächsten Tag den lauten Gedanken in den Raum stelltest: JETZT. Es ist soweit. Dann begannst du zu zittern und wurdest immer kleiner, hilfebedürftiger…….. Bis dann, geliebtes Wesen, wir sehen uns……..Frohe Weihnachten!

 

11.04.2022

Hey Lotte, ich schicke dir mal wieder ein paar Küsse in die Himmel! Dir ist sicher nicht entgangen, dass der Simon, dein Mann, kleiner geworden ist, seit du das Licht der Himmel erblickt hast. Sein Fell ist zarter, er ist sensibler geworden und die Arschlochnummer draußen kauft ihm keiner mehr wirklich ab. Er gebraucht sie allerdings auch immer seltener. Stattdessen geht seine Stärke, seit du weg bist, in seine drei Beine. Er versucht nach Leibeskräften, stabil im Leben zu stehen. Bei den Hunderunden fühlen wir dich manchmal hinter uns, oft aber genießen wir auch die Zweisamkeit, die wir hatten, bevor er dich zu uns holte. Naja, und Hannah macht manchmal die Luftpumpe. Sie bläst ihre Muckis auf und stolziert durch die kleine Gruppe, als könne sie dich ersetzen. Die Energie kann sie aber nicht lange halten, zumal sie es ja auch gar nicht können soll. Maïna bettelt mehr denn je nach Führung. Heute war wieder so ein Tag, an dem ich sie alle mal wieder einsortiert habe. Wie du sagtest, ich mache das schon. Hier ein paar Übungen, da klare Worte und vor allem immer schön die Krone richten! An deine innere Ruhe und Konsequenz reicht meine noch nicht ran. Naja, letztere sollte es auch nicht. Du wärest bis zum letzten Schritt gegangen in manchen Fällen bei Störungen von außen….. da bediene ich mich doch lieber anderer Mittel. Ja, du fehlst. Aber dein großzügiges Angebot, zeitnah wiederzukommen, habe ich nicht angenommen. Du hast deine Freiheit verdient. Selbstverständlich bist du hier willkommen, wenn du irgendwann einmal wieder hier sein möchtest. Aber nur, wenn DU das willst und das bezweifle ich, meine geliebte freie, große, starke Seele. Ich liebe dich. Wir geben hier unser Bestes. Bis dann, bis bald, bis jetzt…weil…du bist ja hier…..

Deine Gefährtin