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Hallo ihr Lieben,

vor zwei Tagen habe ich etwas für mich sehr Ungewöhnliches getan. Ich postete ein YouTube Video über Tierschutz. Das Ziel des Videos ist ein pelzfreies Europa. Augen- und herzöffnend begaben sich das deutsche Tierschutzbüro und der Meeresbiologe, Tierschützer, Tierfilmer Robert Marc Lehmann gemeinsam auf eine Mission, die sie wohl niemals vergessen werden.

Todesangst, Hoffnungslosigkeit, Hilflosigkeit, innere Leere in Form von Tieren, dazu bestimmt eines Tages den Körper modebewusster Menschen mit Teilen ihres Körpers zu verzieren, sind in dem Video zu sehen; nicht, um Mitleid und Hass zu erwecken, sondern um aufzuklären und die Menschen zu motivieren, daran zu glauben, dass sie etwas ändern können. Was bringt es, wenn jeder vor dem Video in Tränen ausbricht und seine scheinbare Machtlosigkeit durch Hassgefühle auf die Tierquäler und Pelzträger kanalisiert? Nichts? Es bringt weniger, als nichts, denn die Konzentration negativer Gefühle verschlimmert die Situation. Wofür aber ist es dann gut, sich all den Herausforderungen zu stellen, die der Dreh eines solchen Videos mit sich bringt? Was können wir tun? Es gibt nicht viele Petitionen, die ich unterschreibe, aber diese ist eine der wenigen, bei denen ich keine Sekunde nachdenken muss. (Link unten). Was mir an der Öffentlichkeitsarbeit von Robert Marc Lehman besonders gefällt ist, dass er nicht verurteilt. Denn nach eigener Aussage hat er in früheren Zeiten als Meeresbiologe aus Unwissenheit selbst viel „Scheiße gebaut“. Statt Hass zu schüren, klärt er auf, steckt an und verändert!

Aus meiner Sicht gibt es noch eine weitere Möglichkeit, wie wir diesen Tieren beistehen können. Beistehen im wörtlichen Sinn. Vor einigen Jahren rief ich den ´Mentalen Tierschutz´ ins Leben. Seitdem wird er von vielen Menschen, die und deren Tiere ich begleiten darf, nicht nur ab und zu praktiziert, sondern ist ihnen in Fleisch und Blut übergegangen.  Ob es sich dabei um Tiere aus dem Tierschutz oder um überfahrene, angefahrene, anderweitig verletzte oder zu Tode gekommene Wildtiere, etc. handelt, – wir können ihnen mental beistehen. Damit meine ich, bei ihnen stehen, mit ihnen sein – mit unseren Gedanken, mit unseren Herzen und, ganz wichtig, OHNE Mitleid. Ihnen auf UNPERSÖNLICHE Weise Liebe, Sicherheit und Geborgenheit senden über viele Kilometer hinweg. Warum unpersönlich? Naja, wenn wir unsere persönlichen Gefühle in den Kontakt zu einem leidenden Tier hineinlegen, belasten wir es zusätzlich mit unserem eigenen unbearbeiteten Kram. Denn sie empfangen all unsere Gedanken und Gefühle, auch die, derer wir uns nicht bewusst sind. Im Rahmen meiner Seminare habe ich dazu eine Art Anleitung verfasst, die ich euch bei Interesse gerne zusende. Wer tiefer gehen und den Mentalen Tierschutz in Kleingruppen üben möchte, darf sich gerne bei mir melden. Abgesehen von den sogenannten Tierschutztieren haben auch unsere eigenen Tiere einen starken Vorteil davon, wenn wir sie auf diese Weise in der aktuellen Zeit unterstützen.

Zurück zum Video. Die meisten eurer Rückmeldungen beziehen sich voller Mitgefühl auf den halbtoten, sich an seine beiden toten Geschwister kuschelnden Marderhund. Warum wurde nicht er gerettet? Die Motivation der Tier-Rechtler, ihn schweren Herzens dort zu lassen, kenne ich noch nicht. Aber ich habe mich diesem Tier zur Verfügung gestellt, sodass ich seine Gefühle, Gedanken, etc. an mir selbst erfahren kann. Dadurch kann ich euch sagen, es war gut, dass er bei seinen Geschwistern bleiben konnte. Denn seine Seele ist mit den Seelen der verstorbenen Geschwister verbunden. Die meisten seiner Seelenanteile sind dort, wo ihre Seelen sind. Hätte man ihn mitgenommen, wäre es selbst durch maximale Bemühungen nicht gelungen, seinem Leben ein sinnvolles Dasein zu schenken. Es ist schon oft viel Arbeit, misshandelten Haustieren ihren Sinn zurück zu geben, da auch sie durch erlebte Traumata sich von Teilen ihrer Seele trennen, die man allerdings durch intensive Kommunikation mit ihnen und Coaching ihrer Menschen zur Rückkehr bewegen und ihrem Leben so einen Sinn zurückgeben kann. Ein Marderhund aber, auch wenn er in Gefangenschaft geboren wurde, ist und bleibt ein Wildtier. Die Verbundenheit speziell dieses Tieres mit den Seelen seiner Geschwister sind für ihn mehr Rettung, als die Trennung von ihnen.

Dies am eigenen Leib mitzufühlen, rate ich niemandem, der das nicht professionell praktiziert. Zum einen kann das eigene Gehirn unrealistische Wahrnehmungen projizieren, die man dann fälschlicherweise dem Tier zuschreibt, zum anderen will das Ganze auch verkraftet werden! Mentalen Tierschutz aber kann jeder, der das möchte. Sowohl für aktive Tierschützer, die sich mit hohem körperlichen, zeitlichen, finanziellen Einsatz engagieren, als auch für jene, die das nicht können, ist es ein weiterer Weg, Tiere liebevoll zu begleiten.

Es gibt so viele Möglichkeiten, die innere Liebe zum Strahlen zu bringen, wie Sterne im Universum. Lasst uns nicht nur in der Adventszeit ein Licht in die Dunkelheit bringen. Ob vom Wohnzimmer aus, von unterwegs, ob aktiv, mit einer Unterschrift oder mental oder alles zusammen – wir dürfen und sollten leuchten, denn dafür sind wir hier.

 

In diesem Sinne wünsche ich euch einen schönen zweiten Advent,

 

eure Claudia M. Struwe mit ihren vielen kleinen vierbeinigen Sternchen im Bett, auf dem Sofa, in Winterruhe oder unterwegs im Wald 😉

 

Link zum Video  UNDERCOVER in der Pelzfarm – Mission: EUROPA 2022 | Robert Marc Lehmann – Bing video

Link zur Petition  Startseite – Deutsches Tierschutzbüro e.V. (tierschutzbuero.de)

 

 

 

Hallo Freunde!

Ich war ja einmal das, was viele Leute als ‚Angsthund’ bezeichnen. Man kann sagen, ich hatte wirklich die Hosen voll, hätte ich denn damals, als ich von Rumänien in Deutschland ankam, welche angehabt. Als ich bei meiner Zweibeinigen einzog, war ich durch meine Pflege-Zweibeinige und ihre Vierbeiner innerhalb einer Woche schon gut vorbereitet. Abgesehen von der Versorgung meiner Wunden, machte sie es mir so leicht wie nur möglich, mich in ihrer Wohnung einzugewöhnen. Durch ihr unkompliziertes, stets für uns Hunde aktives Wesen und ihre Erfahrung im Umgang mit Hunden wie mir,machte sie kein großes Trara um mein Schicksal, sondern holte mich da ab, wo ich stand. So kam es natürlich auch, dass ich ihren Schoß, sowie ihr Bett und auch ihr Sofa ab und zu erobern durfte, soweit es meine Artgenossen dort akzeptierten. Kurze Zeit war ich bei ihr, bis mich meine jetzige Menschenpartnerin entdeckt hatte. Sie hatte mein Gesicht gesehen auf der Seite des Frankenthaler Tierheimes – und mich ‚erkannt’. Auch ich hatte dort, wo ich war, gefühlt, dass eine verwandte Seele mich wohl gerade ‚sieht’. Dass ich auf drei gesunden Beinen lebe, war und ist für sie eine Tatsache, die eben zu mir gehört. So brachte mich meine Pflegemenschin wenige Tage nach unserer Internet-Bekanntschaft in mein neues Heim.

Dort stand ich nun. Auf meinen drei Beinen. Mitten im sogenannten ‚Paradies’. Das hieß für mich damals: Eine alte, dominante Hunde-Omi begutachtete mich, beobachtete jeden meiner Schritte und nahm mein Essverhalten, sowie mein Schmusebedürfnis stets kontrollierend unter die Lupe. Sie hatte zwar zugestimmt, als sie gefragt wurde, ob ich dort einziehen darf. Aber das hatte sie unserer Zweibeinigen zuliebe getan. Und ein klein wenig auch, weil sie viele Jahre lang unter dem Schutz ihres großen Schwarzen gelebt hatte, der schon lange nicht mehr auf dieser Erde weilt. Deshalb gab sie mir trotz allen Misstrauens die Möglichkeit, irgendwann einmal ihr Freund zu werden. Aber sie hatte auf jeden Fall die Hosen an, die kleine Lusy! Dann waren da noch diese vielen fremden Geräusche! Blätter, die sich im Wind bewegten. Vögel, die von den Bäumen zwitscherten. Kreissägen, die Baumstämme zerkleinerten. Flugzeuge über uns. Ab und zu ein Auto auf dem Weg vor unserem Gelände. Fremde Menschen, die sich über mich beugten und mich streicheln wollten. Der Wind, der durch den Wald pfiff. Regen, der mein Fell veränderte. In der Smeura hatte es so etwas nicht gegeben. Wege mit Steinen. Eine Riesenherausforderung für einen unbemuskelten Dreibeinigen! Ein Halsband, das mich an die Schlinge erinnerte……darüber möchte ich nicht mehr reden. Und Vieles, Vieles mehr machte mir ein schlechtes Gefühl.

‚Felix’ hieß ich damals. Man wünschte sich, dass ich glücklich werde. Meiner Zweibeinigen gefiel der Name. Aber immer, wenn sie ihn aussprach, fühlte sie, dass es nicht der Name war, dessen Information bei mir wirklich ankam. Es blieb ein schwaches Gefühl in den Beinen, etwas Unsicheres in meinem Körper. Da ich nun schon neun Jahre bei meiner Familie lebe und mit meiner Zweibeinigen für andere Tiere und Menschen arbeite, weiß ich inzwischen mehr über Namen. Wenn sie am Telefon über ein Lebewesen spricht und dessen Namen hört,kann sie schnell Einiges über dessen Leben sagen. Sie weiß es, weil Namen bestimmte geistige Informationen in sich tragen. Diese, in Verbindung zum Unterbewusstsein des Lebewesens, das ihn trägt, ist für sie wie ein Schlüssel zu seiner Seele. Das nur zu Erklärung, warum sie mich irgendwann fragte, wie ich denn heißen wolle. Ich sah sie damals an und schickte ihr eine Information. Daraus bildete sich in ihrem Kopf der Name ‚Simon’. Lächelnd nickte sie, sich an Simon Petrus erinnernd, mit den Worte: „Klar, mein Junge. Wenn dich das sicher macht, bist du ab heute Simon.“ Allerdings muss mein Name englisch ausgesprochen werden. Ich sage euch, das hat wirklich etwas in mir verändert. Ich fühlte mich mehr Ich.

Außerdem bewahrte meine Beschützerin mich vor langen Ausführungen über den Verlust meines linken Vorderbeines. Jedes Mal, auch heute noch, wenn sie gefragt wird, was denn da passiert sei, erwidert sie freundlich bestimmt, dass sie darüber nicht reden will. Dieses Thema gehört der Vergangenheit an und es gibt keinen Grund, sich darüber näher auszulassen, teilt sie interessierten, mitleidvollen Menschen mit. Ich bin sehr froh darüber. Denn immer, wenn man darüber sprach, was ich wohl erlebt haben mag, tauchte die Erinnerung wieder in mir auf. Mein Unterbewusstsein war mitten in vergangenen Grauen drin und kam nur mit behutsamer Führung meiner menschlichen Freundin dort wieder heraus. Also hatte sie sich entschlossen, fragende Blicke mitfühlender Menschen zu ignorieren.

Ähnlich pragmatisch handelte sie bei diesen Dingen, Situationen und Herausforderungen, die bewirkten, dass ich anfing, zu zittern, mich unwohl zu fühlen. Sie erkannte, was es war und ließ mir Zeit. Beim Spaziergang setzte ich mich hin, sobald ein Flugzeug über uns flog. Ganz lang schaute ich in den Himmel, auch als es längst schon für die Augen verschwunden war. Sie wartete. Omi Lusy wartete mit. Dann ging es weiter, ganz normal, als sei nichtes gewesen. Sie erwartete nicht einmal, dass ich die Angst vor diesem Ding da oben, mit dem schrecklichen Geräusch verliere. Mit meiner Angst vor dem Halsband ging sie derart um, dass sie mich in die Entscheidung, was da von nun an um meinen Hals gelegt werden sollte, mit einbezog. So wurde eine Stelle meines Körpers, der in der Vergangenheit Schaden zugefügt wurde, mit liebevoller Fürsorge und meiner Selbstbestimmung bedacht. Ohne zu fackeln zog sie mir das Ding dann an und es war gut so. Von da an war meine Angst vor einem Halsband vergessen und es wurde nicht mehr darüber gesprochen.

Es gab noch viele solcher Situationen, die wir, meine Zweibeinige und ich, gemeinsam besprachen, bearbeiteten und neu definierten. Ein ganzes Jahr lang waren wir damit beschäftigt. Sie sorgte sich nicht übermäßig um mich, machte mir keinen Druck, ließ mich meine Angst benennen und machte mir klar, dass genau diese Angst in Rumänien mein Leben rettete. Also war sie ja für etwas gut. Sie machte mir Vorschläge, wann es in meinem neuen Leben sinnvoll ist, Angst zu haben, sodass ich sie behalten konnte. Und sie besprach mit mir, wann es mehr Sinn macht, meinen Mut, meine Tatkraft und meinen Biss hervorzukramen, – Eigenschaften, die ich ebenfalls in meiner Heimat erlernt hatte. Immer wieder zeigte sie mir, wo ich mutig, tapfer, erfolgreich war und bin, – all das formte meinen wahren Charakter heraus, über den sich die Angst gelegt hatte, wie ein Schleier. Nun hat sie ihren Platz in mir und sie darf da sein, diese Angst. Es ist gut, dass sie da ist und ich kann sie heraus holen, wenn ich will. Dadurch, dass ich das weiß, brauche ich sie fast gar nicht mehr – dort, wo ich jetzt lebe. OK, ich gebe zu, das mit dem Biss kommt ab und zu an den falschen Stellen noch durch, aber hey, ich bin, wie ich bin und genau so nimmt sie mich!

Ich muss niemanden Leid tun, im Gegenteil, für viele Menschen und Tiere bin ich heute eine hilfreiche und segensvolle Begleitung. Denn ich weiß, was Angst ist. Ich weiß, was Leid ist. Ich weiß, was Sinn macht und was nicht. Ich weiß, dass ich gut bin, wie ich bin und dass ich einfach ein toller Kerl bin! Niemals nennt unsere Zweibeinige mich ‚niedlich’, ‚süß’ oder Ähnliches. Ich bin ihr Simon, ihr Gefährte, ihr Partner, ihr Mitarbeiter, ihr Kollege. Oder auch ihr Knuddel, ihr Hibbedibbl.. Nie war ich für sie ein Angsthund. Nennt Hunde, die in manchen Situationen Angst haben, bitte einfach nur Hunde, die in manchen Situationen Angst haben. Dann haben sie eine Chance, ihren Charakter zu finden.

Euer Simon

Tierarztbesuch mit Hindernissen

 

Kaninchenbock Freddy hatte einen Impftermin, Simon’s schwarze Krallen sollten gekürzt werden. Es hätte also ein recht harmloser Tierarztbesuch werden können, wäre ich nicht vor der Tierarztraxis auf eine sehr präsente Dame, Typ Türsteher, gestoßen.

„Sie kännen do jetzt net noi. Mir missen all drauße waarte!!“, empfing sie mich. Ihr Blick wanderte von dem kleinen, an meiner rechten Hand baumelnden Transportkäfig, in dem Freddy sich starr seinem Schicksal ergab, zu Simon zu meiner Linken. „Guten Morgen“, entgegnete ich noch freundlich, „Kein Problem, aber Sie erlauben, dass ich mein Kaninchen vor dem kalten Wind schütze und schon einmal in die Praxis stelle.“ Mit einem tonlosen Nicken machte sie den Weg etwas frei, so dass ich mit Simon und Freddy knapp an ihr vorbeischlüpfen konnte, während sie betont ihren Mund- und Nasenschutz zurechtrückte. Als ich wieder, mit weißer Fahne und Friedenspfeife ausgestattet, hinter ihr angekommen war, schoss ihr Blick aus einem Gemisch von Langeweile, Frustration und anderer emotionaler Defizite auf Simon’s linke, leere Schulter. Betont schaute ich Löcher auf die andere Straßenseite, um zu signalisieren, dass ich nicht an einem Gespräch interessiert war. Ihre Not aber war offensichtlich stärker, als meine Körpersprache: „O Gott, der Aaaaarme!!!……….?……“ Hochkonzentriert beschäftigte ich mich weiterhin mit dem gegenüberliegenden Gehweg, während ich nun auch noch meine Schulter von ihr abdrehte. „Wie issn des bassiert?! Wo hän sen den her?“ Mein hoffnungsvolles Warten, dass sich in den nächsten Sekunden die Tür der Praxis öffnete, um mich von dem Gespräch zu befreien, wurde enttäuscht. Wieder einmal ärgerte ich mich über meine nicht vorhandene Schlagfertigkeit, und ergab mich: „Ich rede nicht über seine Vergangenheit, denn die ist ja VORBEI.“ Ich hegte zwar auch nicht die leiseste Hoffnung, dass mein Gegenüber versteht, was ich meine, aber was sollte ich sonst sagen. Ganz sicher würde ich der Dame nicht den Gefallen tun, auf Simon’s Kosten Wasser auf ihre defizitären Mühlen zu gießen. „Ja, awwer!!!“ Jetzt schoss ihr rechter Zeigefinger dahin, wo Simon irgendwann einmal ein linkes Bein hatte, als hätte ich noch nicht gemerkt, dass da etwas nicht ‚in Ordnung’ war. „Es geht ihm jetzt gut.“ Ich blieb – zumindest äußerlich – immer noch ruhig und freundlich, wenn auch bereits ein bohnengroßes Bömbchen in meinem Unterleib Platz genommen hatte. Ihr verständnisloser Gesichtsausdruck und ein weiteres „Awwer dooooo!“ düngte die Bohne, die im Zeitraffer zu wachsen begann. „Moiner hab isch vun Mallorca. Awwer sooo en aggressive Hund is des! Niiiirgends konn isch mit däm hie!“ Klagende Augen hefteten sich an meine Lippen. Das Bömbchen war zur ausgewachsenen Bombe mutiert. Jetzt ratschte der rote Kopf eines Streichholzes hörbar an der Schachtelseite entlang. Still fragte ich mich, ob sie denkt, Simon’s Maulkorb sei einfach nur Gesichtsschmuck. Ich versuchte es noch einmal: „Wenn man einen Hund vom Ausland von der Straße holt, ist doch klar, dass man mit Herausforderungen rechnen muss.“ „Ja, awwer moiner….“ Das brennende Streichholz bewegte sich nun bedrohlich auf die Zündschnur meiner Bombe zu. Nur eine abrupte Halse konnte jetzt noch die Situation retten. Mit meinem Rüden an der Leine bewegte ich mich tief ausatmend auf den 100 m entfernten Parkplatz zu. Als uns ein freundlicher Herr entgegen kam, dessen perfekt gestylter, arielweißer Königspudel meinen Simon anstarrte, hatte dieser Gelegenheit, den wahren Sinn seines Maulkorbes zu zeigen. Ja, der weltbeste Assistenz-Coach hat eben auch seine Herausforderungen mitgebracht und bei aller Liebe und Kommunikation, mag er es immer noch nicht, wenn fremde Hunde ihn anstarren – oder einfach nur existieren. Ich musste schmunzeln. Hatte er eben nicht genau das getan, was die Zweibeinige am anderen Ende der Leine ein paar Sekunden zuvor selbst gerne getan hätte? Vom Auto aus rief ich beim Tierarzt an und bat um Rückruf, wenn wir an der Reihe seien. „Frau Struwe, wir haben mit dem Freddy schon angefangen und warten auf Sie.“ „Ich bin im Auto, weil mein Hund auf der Straße pöbelt.“ Kaum ausgesprochen schämte ich mich für die Lüge, die ich im Behandlungszimmer klarstellte. Die zwei Behandlerinnen grinsten, während Simon die Tierärztin und die medizinische Fachangestellte, die er im Grunde mag, unmissverständlich davor warnte, Freddy Schmerzen zuzufügen. Mister Popeye ließ die drei nicht aus den Augen. Als sich aber bald darauf die Krallenschere seiner Vorderpfote näherte, ging aus Popeye schlagartig die Luft raus. Auch meine Bombe hatte sich inzwischen aufgelöst.

Lachend und ohne weitere Zwischenfälle verließen wir drei die Praxis. Naja, EIGENTLICH war es ein harmloser Tierarztbesuch. Wir sind ja alle nur Menschen.