Neuigkeiten (Blog)

Die Lücke, die ein verstorbenes Tier hinterlässt, schließt sich auch für uns schmerzhaft. Die Zeit der Trauer müssen wir uns geben. Doch irgendwann hat sich das Familiensystem neu sortiert und die Verantwortung für die, die am Leben sind, trägt uns schnell in die Gegenwart und ins Leben zurück. Wie unfair wäre es, aus Trauer um Verstorbene die Lebenden zu vernachlässigen? Wie egoistisch wäre es, die Heimgereisten nicht loszulassen, damit sie frei sein können?

Wie wir Menschen trauern auch unsere Tiere auf sehr unterschiedliche Art und Weise. Die einen verstehen sowohl den Prozess des Sterbens, als auch die tieferen Zusammenhänge, was ihnen die Zeit des Abschiedes und der Trauer erleichtert. Anderen zieht es den Boden unter den Füßen weg, vor allem, wenn ihr Weggefährte oder ihre Weggefährtin plötzlich aus dem Leben gehen. Es liegt in unserer Verantwortung, ihnen ihren Lebenssinn wiederzugeben, bzw. neu finden zu lassen. Unlängst kontaktierten mich zwei Menschen auf Anraten u.a. ihrer Tierärztin, weil ihre kleine Jagdhündin anscheinend aus heiterem Himmel von epileptischen Anfällen heimgesucht wurde. Während meiner Verbindung mit ihr stellte sich heraus, dass ihr Bruder unerwartet und unter starken Schmerzen aus dem Leben getreten war. Kurze Zeit später musste man ihr zwei Dutzend Zähne entfernen lassen. Beide unvorbereiteten Erfahrungen entwurzelten die Hündin so sehr, dass die Synapsen in ihrem Kopf durchknallen, die sich in Form epileptischer Anfälle entladen.

Doch so weit muss ich gar nicht schauen. Weil ich weiß, dass man den Tieren großes Leid ersparen kann, will ich euch einen kleinen Einblick geben, wie meine Maiina den Tod zweier Familienmitglieder verarbeitet, die sich in der Weihnachtszeit 2021 aus dem körperlichen Leben verabschiedeten. Der Umgang meiner Hunde und Katzen mit deren Tod war und ist noch sehr verschieden. Lotte, unsere Big Mama, ging selbstbewusst und selbstbestimmt. Trotz ihrer insuffizienten Nieren hatte sie uns noch 1,5 Jahre geschenkt, bis sie mir am letzten Tag vor Weihnachten und vor dem Urlaub der ihr vertrauten Tierärztin sagte: „Heute ist es soweit. Der Körper hat ausgedient, du musst das heute beenden.“ Dann bat sie mich mit eindringlichem Blick, ihr ganz genau zuzuhören. Daraufhin erhielt ich klare Anweisungen über die künftigen Jobs der anderen Tiere und selbstverständlich auch über meinen eigenen. Simon hatte die gesamte Kommunikation aufmerksamst mitverfolgt, mich angeschaut und mir vermittelt: „Alles klar, so machen wir das.“ Gerade weil ihm seine Lebensgefährtin sehr nah stand und steht, konnte er ihren Wunsch akzeptieren. Allerdings hatte er vor vielen Jahren bereits Erfahrung mit Leben und Sterben in einer rumänischen Tötungsstation gesammelt. Außerdem arbeiten wir, seit er bei mir lebt, intensiv mit sterbenden und verstorbenen Tieren, sodass ihm die Welt der Seelen sehr bekannt ist. So konnte er seine traumatischen Erfahrungen in Ressourcen für andere Tiere umwandeln. Auch die blinde Hannah konnte verstehen und umsetzen, was Lotte uns mitteilte, wenngleich sie weniger in die Aktion ging. Sie verarbeitete für sich, im Stillen. Meine Aufgabe war dann, den richtigen Moment zu finden, sie aus ihrer Stille herauszuholen und ins Familienleben einzubinden. Maiina aber, ihre ebenfalls blinde Schwester, ist nicht in der Lage, all diese Informationen zu verarbeiten. Sie kam als letzte in die damals fünfköpfige Hundegruppe, ein Jahr nach Hannah. Dieses Jahr ohne ihre Schwester in Griechenland wurde für die sensible und damals vollkommen unstrukturierte Jagdhündin zur zweiten traumatischen Erfahrung in ihrem Leben. Dass ich aus Verantwortung für meine damals aktuelle Gruppe nicht gleich beide Schwestern integrieren konnte, steht für mich dennoch auch heute noch außer Frage. Als Maiina in die Familie kam, nahm Lotte sich sofort ihrer an. Lotte hatte man in Rumänien zwei Würfe vor ihren Augen getötet und jetzt konnte sie für Maiina kurze Zeit die Mutterrolle übernehmen. So schenkte das Leben gleich Heilung für beide Hunde. Als Maiina sich in der Gruppe eingelebt hatte, entledigte sich Lotte schnell ihrer mütterlichen Gefühle. Abhängigkeit war nicht ihr Ding. Sie war eher der souveräne Hüte-Typ mit Krone auf erhabenem Haupt. Durch ihre unerschütterliche Klarheit stellte sie für die ganze Truppe einen starken Halt dar. Nach Lottes Heimreise in ihre Seelenheimat folgte ihr Maiinas und Hannahs ebenfalls blinder Halbbruder Jack, der schon zur Familie gehörte, als Hannah bei uns einzog. Das Glück der Beiden, als sie sich erkannten, ist mit Worten nicht zu beschreiben. So war es dann auch für Maiina, als sie dazu gekommen war. Das Band, das sich später zwischen den drei blinden Geschwistern Hannah, Maiina und Jack knüpfte, blieb ungetrübt, auch als Jack ein paar Straßen weiter zur Familie meiner Tochter gezogen war. Sein plötzlicher und würdeloser Tod in einer Tierklinik katapultierte Maiina komplett ins Aus, zumal sie noch immer in Trauer um die fünf Tage zuvor verstorbene Lotte war. Sie fing wieder an einzunässen, verlor sich selbst bei jeder Begegnung mit fremden Lebewesen, alle Fortschritte und Sicherheiten, die wir in den vergangenen acht Jahren erarbeitet hatten, schienen mit einem Augenblick wie weggefegt! Erst als ich selbst mit mir und Jacks fremdverursachtem Leid ins Reine gekommen war und erkannt hatte, dass dies sein Weg war, um letztendlich das Leben seiner Menschen zu retten (auf solche Zusammenhänge werde ich an anderer Stelle eingehen), war ich wieder in der Lage, Maiina der Halt zu sein, den sie so sehr braucht. Wie habe ich das erreicht? Das Letzte, was ihr geholfen hätte, wäre Mitleid gewesen. Nie ist Mitleid das Mittel der Wahl, genauso wenig, wie zu erlauben, dass sie sich von mir oder einem der anderen Tiere so abhängig macht, dass alle Beteiligten ihre Persönlichkeit und ihren Freiraum opfern müssten. Damit wäre niemandem wirklich gedient. Stattdessen besann ich mich auf ihre Talente und auf den Weg, der letztendlich zu ihrer Entfaltung geführt und ihrem Leben einen Sinn und somit Struktur im Innen und im Außen gegeben hatte. Mir war vor einigen Jahren aufgefallen, dass sie jeden Abend auf der, wie ich es nenne, „Telefonleitung“ zweier Bäume in meinem Garten liegt und offensichtlich mit den Bäumen Verbindung aufnimmt. Dadurch ist sie in der Lage, herunterzufahren, sich zu erden, im wahrsten Sinne des Wortes. So verarbeitet sie alle Eindrücke, sprich Geräusche, Gerüche und Gefühle aus der Natur und aus der Menschenwelt, die im Laufe eines Tages ungefiltert in sie eindringen. Wenn ich ihr die Zeit gebe, die sie auf dem Kommunikationsnetz der Bäume verbringt, ist sie in der Lage, ihre Ressourcen mit mir zusammen im Alltag anzuwenden. Also gewähre ich ihr nun auch die Zeit, die sie braucht, um die Gräber von Lotte und Jack als Anker zu verwenden. Hier nimmt sie die Energien auf, die die Beiden ihr zu Lebzeiten gegeben hatten und ihr heute aus der Welt der Seelen immer noch geben. Wenn ein Geräusch oder Erlebnis sie überrascht, trennt mein Mädchen sich von der Gruppe und verbringt teilweise einige Stunden auf einem der beiden Anker in ihrer ganz eigenen Welt. Das darf sie und ich freue mich für sie, dass sie diesen Weg für sich gefunden hat. Doch ich lasse sie darin nicht auf Dauer versinken. Sobald es meine Zeit erlaubt, nehme ich mir die Kleine ganz alleine für einen Spaziergang, auf dem wir uns zusammen komplett auf unser Leben, die Natur mit all ihren Geräuschen, Gerüchen und Gefühlen einlassen, wobei ich sie sowohl Halt, als auch tiefe Lebensfreude fühlen lasse. Jede Rückversicherung von ihr bei mir belohne ich mit einem guten Gefühl, manchmal auch verbal und auch Leckerli kommen ab und zu zum Einsatz. Dadurch erfährt sie wieder Schritt für Schritt, dass sie richtig und vollkommen geliebt ist, wie sie ist und dass sie durchaus imstande ist, an meiner Seite und an der Seite ihrer verbliebenen vier-, bzw. dreibeinigen Gefährten ein würdevolles Leben zu führen.

Wenn wir dann zurückkehren in die Familie, geht ein Aufatmen durch alle Hunde- und Katzenlungen und durch alle Herzen. Das System entspannt und gesundet, jeder findet seine Ebene für ein sinnerfülltes, freudvolles Leben. Das, ihr Lieben, wünsche ich von Herzen auch euch und euren Tieren und nur deshalb teile ich diese ganz privaten Prozesse mit euch.

In diesem Sinne, bleibt bei euch und in der Liebe,

eure Claudia M. Struwe und Team

Naturcoaching um den Isenachweiher stand auf dem Plan. Dieses Mal sollten sie alle zu Hause bleiben. Ich wollte sie schützen vor den freilaufenden Hunden, deren Menschen nicht verstehen, dass es kein Spaß ist für blinde Hunde, wenn ihr Vierbeiner auf meine zupoltert. Hannah aber zeigte sich stur. Als ich das Haus verlassen wollte, wich sie keinen Millimeter von meiner Seite. „Du bleibst mit den anderen hier.“ „Ich gehe mit.“ Sie legte den Kopf schräg und hielt innerlich Ausschau nach meinen Gedanken. Es folgte eine wortlose Diskussion. Eine Minute später saßen wir im Auto.

Die Dame, die wir am Weiher trafen, kannte Hannah schon. Während wir im intensiven Gespräch waren, versuchte meine befellte Coach-Assistentin uns – wieder recht beharrlich – klar zu machen, dass wir bitte unbedingt die Richtung wechseln müssen! Meiner Begleitung fiel das auf und wir wechselten die Richtung. Es dauerte nicht lange, bis uns ein interessantes Pärchen entgegenkam. Eine junge Frau ging behutsam im Gespräch neben einer alten Dame, die sie wohl aufgrund ihres unsicheren Ganges liebevoll an der Hand hielt. Trennung, Angst vor der Zukunft, Traurigkeit, Ratlosigkeit schlugen mir entgegen. Doch ich stoppte die Wahrnehmung, schließlich steht mir nicht zu ungefragt in den Gefühlen anderer herumzuschauen, abgesehen davon, dass ich mich meinen BegleiterInnen zu hundertprozentiger Aufmerksamkeit verpflichte. Hannah sah das anders. Ihr Fokus lag auf den beiden Frauen und als sie an uns vorbeiliefen, während wir einander freundlich grüßten, heftete sie zielstrebig ihre Nase in die Kniekehlen der älteren Dame. Mit freundlichem, aber unsicherem Lächeln drehten die zwei sich zu uns um. „Würden Sie einen Moment anhalten, bitte? Meine Hündin hat Ihnen etwas zu sagen.“ Selten lasse ich das zu, zumal die meisten Leute, denen meine freiwilligen Therapeuten in Fell einen kurzen Liebesgruß mitgeben wollen meinen, sie suchten nach Futter. Ich lasse sie dann in dem Glauben und wir ziehen weiter. Jetzt aber war unmissverständlich zu erkennen, dass Hannah und ich mal kurz die Rollen tauschen würden. So wurde meine Assistenzhündin zum Coach und ich zum Assistenzmenschen, während meine ursprüngliche Gesprächspartnerin liebevoll die Szene beobachtete. Motiviert durch die fragenden Blicke der Frauen übersetzte ich Hannahs zielsicheres Engagement: „Sie scheinen Kummer zu haben und Hannah möchte Ihnen etwas mit auf den Weg geben.“, formulierte ich vorsichtig, ohne die Privatsphäre der beiden allzusehr zu berühren. Erstaunt erleichterte Gesichter schauten auf weißes Fell. Augen und Mund der jüngeren Dame sprachen zärtlich Bände in Richtung der älteren. „Siehst du, Mama, wie lieb sie ist!“ Zu meiner Begleiterin und mir meinte sie: „Mein Vater liegt im Krankenhaus und das bedrückt meine Mutter sehr.“ Ich lächelte und ließ Hannah machen. Zögerlich bückte sich die Mutter zu Hannah und begann sie zu streicheln. Erst zaghaft, dann zunehmend liebevoller. Hannah ließ sie gewähren und strahlte ihre Liebe aus. Als die beiden fertig waren, bemerkte die alte Dame: „Seit meiner Kindheit habe ich keinen Hund mehr angefasst. Denn damals …..“ Es folgte die kurze Schilderung einer traumatischen Erfahrung. Ich schwieg, lächelte und nickte. Schließlich war ich lediglich Assistenzmensch. Die beiden sahen glücklich aus. Hannah nahm das wahr und drehte sich um, Job erledigt, wir konnten weiter gehen.

Ein liebevolles, fröhliches „Tschüs, Hannah! Danke für dein tolles Geschenk, Hannah! Liebe Frauchen hast du, Hannah!“, klang als Abschiedsgruß hinter uns her und das Fleckchen Erde, das wir fünf hinterließen, schien ein wenig heller zu sein, als vorher.

In diesem Sinne,

bleibt bei euch und in der Liebe,

eure Claudia M. Struwe

Meine erste Antwort auf diese Frage lautet: Weil es fair ist. Wer von uns geht gern zum Arzt, zur Heilpraktikerin oder in eine Klinik ohne zu wissen, was warum wann und wie an der eigenen Person gemacht wird? Ganz ehrlich, als ich in meiner Kindheit mit vierzehn an meinem Knie operiert wurde mit der Option der Amputation, wollte ich einfach alles wissen. Ich ließ mir sogar die Instrumente zeigen, mit denen das Bein abgesägt werden würde. Auf einem Tablett haben die Ärzte mir ihre Werkzeuge gebracht und genau erklärt, wie das geht. Dann wollte ich wissen, wie es denn danach weiter gehen sollte. Für meine Mutter war das grausam. Aber mein Vater ließ sich darauf ein. Er sprach mit mir über ein Leben im Rollstuhl und wie er das Haus umbauen würde. Er erkundigte sich nach den verschiedenen Prothesen, wir löcherten das Klinikpersonal mit Fragen. Und wir erhielten Antworten. Dann – dann erst konnte ich mich der Situation übergeben mit meinem vollen Einverständnis. Ich konnte mich mit verschiedenen Filmen in meinem Kopf über mein Leben mit oder ohne Bein in die Narkose begeben. In den absoluten Verlust der Kontrolle über meinen Körper und meinen Geist. Und das Beste daran war, ich fühlte mich vorher schon als weiterhin angenommenes Mitglied der Familie, egal, ob ich als körperlich ganzer Mensch da wieder rauskomme oder nicht. Denn wir hatten Plan A und B. Dass ich Schmerzen haben würde in beiden Fällen, dass ich kämpfen müssen werde in beiden Fällen, dass ich weiterhin meinen kleinen, liebevollen Freundeskreis brauchen werde und verständnisvolle Lehrer und Lehrerinnen, stand außer Frage. So war der Moment nach dem Erwachen aus der Narkose erträglich, an dem ich meine Mutter bat, die Decke zurückzuschlagen, damit ich sehen konnte, was darunter los war. Und alles, was danach kam, war machbar. Ich hatte mein Bein noch und ich war in der Lage jahrzehntelang dafür zu kämpfen, es benutzen zu können.Anders war das bei den beiden Operationen davor, als meine Eltern noch autoritätsergeben waren und ich mit fünf und mit zehn Jahren für mich planlos und von oben herab in die Narkose katapultiert wurde. Das Ergebnis war, dass Teile meiner Seele bleiben wollten in dieser wunderschönen, liebevollen Zwischenwelt und man alle Mühe hatte, mich wieder zurück zu holen.

Ich habe nicht nur das große Glück, dass Menschen mir ihre Tiere u.a. in solchen Situationen anvertrauen. Weil ich es genau überprüfen wollte, bin ich sogar mit in zahlreiche Narkosen gegangen. Das ist jetzt vielleicht schwer zu verstehen. Ihr könnt euch das so vorstellen, dass ich selbst all meine Systeme an das jeweilige Tier abgegeben habe, während ein anderer Teil von mir Beobachterin blieb. So konnte ich exakt protokollieren, was das Tier körperlich, geistlig und seelisch durchlebt während der Narkose. Meine Wahrnehmungen wurden auf die Minute von der Tierärztin bestätigt.Weil ich den Unterschied kenne durch eigene Erfahrung und durch die mir anvertrauten Tiere, ihr Lieben, finde ich es fair und notwendig, unsere vierbeinigen Familienmitglieder bis ins kleinste Detail vorzubereiten auf alles, was auf sie zukommt. Sie haben das Recht zu erfahren, was mit ihnen geschieht, warum und wie. Sie haben das Recht zu erfahren, wer wo auf sie warten wird und wie das Leben für sie nach einem Eingriff weitergeht. Und da spielt es keine Rolle, ob es sich um eine Zahnsanierung handelt oder um eine größere Operation.

An dieser Stelle richte ich wieder einmal erfüllten Herzens meinen Dank an all die Menschen, die das verstehen und im Sinne ihrer Tiere entsprechend handeln.

In diesem Sinne, bleibt bei euch und in der Liebe,

eure Claudia M. Struwe