Vor ein paar Tagen erhielt ich den Anruf einer Frau, die tieftraurig war, weil sie kurz zuvor den toten Körper des kranken Vogelmädchens gefunden hatte, für dessen Wohl sie lange Zeit alles in ihrer Macht Stehende getan hatte.

Sie hatte sich mit Erfolg bemüht, denn das Mädchen war trotz Krankheit in der Lage, mit seinem Partner ein glückliches Leben zu führen. Umso mehr traf es natürlich auch den Vogelbuben, der versuchte zu begreifen, dass seine geliebte Partnerin sich nicht mehr bewegte. In der Verbindung mit der Seele des verstorbenen Vogelmädchens erfuhr ich die tiefe Dankbarkeit gegenüber seiner menschlichen Gefährtin, aber auch die mitfühlende Sorge um den hinterlassenen Partner. Es zeigte mir eine große Voliere mit mehreren Vögeln und den damit verbundenen Wunsch, dass der Witwer dorthin gebracht werden sollte. Die Frau, die all ihre Tiere mutig, hingebungsvoll und artgerecht betreut, nahm auch den Wunsch des verstorbenen Vogels ernst in dem festen Vertrauen, dass sie diese Voliere finden und der Bub sich darin wohl fühlen wird, auch wenn ihr der Abschied von ihm nicht leicht fiel. Wenige Tage später schickte sie mir ein Foto von genau der Voliere mit ihren Bewohnern, wie ich sie in der Verbindung mit der Vogelseele des Mädchens gesehen hatte. Es war ein Platz frei für einen Buben dieser Rasse.  Während ich den Burschen auf seinen Umzug vorbereitete, war er zuerst voller innerer Unruhe. Als er aber verstand, wohin es gehen sollte, konnte er die Unterstützung durch seine verstorbene Partnerin, seine menschliche Gefährtin und mich gut annehmen und seine Nervosität verwandelte sich in Vorfreude. In der Voliere angekommen, bewegte sich der Junge, der bis dahin nur ein Leben zu zweit kennengelernt hatte, als sei er nie woanders gewesen. Auch mit der stabilen Vogelgruppe gab es keinerlei Auseinandersetzungen. Er wurde friedlich aufgenommen und konnte sofort seinen Platz einnehmen, nicht ohne von einer sehr hübschen und interessierten – um nicht zu sagen aufdringlichen – Dame in Beschlag genommen zu werden.

Die Fotos und Filmchen, die ich erhielt, sprachen für sich. Und wieder bin ich auch nach den Jahrzehnten, seit denen ich solche Erfahrungen machen darf, dankbar, diese Wunder miterleben zu dürfen, die möglich gemacht werden durch Menschen, die mit Vertrauen und Hingabe den Tieren in ihrer Obhut ein würdevolles Leben ermöglichen. Nichts anderes haben diese verdient.

 

C.M. Struwe

 

 

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